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Der pluralistische
Sozialstaat

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Lothar Penz

Der pluralistische Sozialstaat

ein materialistisches Sisyphosprojekt

des kapitalistisch oder sozialistisch

entmachteten Volkes


Welches Sein bestimmt heute unser Bewusstsein?


Wenn der ehemalige Generalsekretär der UNO, Kofi Annan nach Berlin reist, um unter anderem mit unserem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder im Rahmen des Symposiums "Urban 2000" über die wachsende Verstädterung der Weltbevölkerung ohne Alternativen zu sprechen, wird jenes Züchtungsprogramm eines totalitären Zivilisations-Denken mit der Folge zunehmender Verwahrlosung der Städte und entsprechender Zerstörung des Bildes und der Würde des Menschen offensichtlich.

 

Der materialistische Marxist humanisiert die Natur
Bild: unbekannt /
___Archiv Penz

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Die Auflösung des Gleichgewichts von Stadt und Land hat die Gefahr eines Prägungs- und Erziehungsverlustes des so genannten modernen Menschen heraufbeschworen. Die damit immer mehr verdrängte kulturelle Rückkoppelung zu seiner ökologischen Nische geht einher mit einem Wirklichkeitsverlust im Gehäuse einer von seinen Lebensgrundlagen abgehobenen Zivilisation. Das ihm umgebende "Objektive Sein" ist nur noch die akkumulierte Arbeit in Form einer Zivilisation, die im Sinne des materialistischen Marxismus (nur noch) sein Bewusstsein bestimmt.

Er nimmt infolgedessen kaum noch Systemzusammenhänge der lebendigen Natur wahr. Analytische Konstrukte der technischen Zivilisation prägen jetzt seine Wahrnehmung. Nach Karl Marx ist dieses Arbeitsprodukt vor allem die "humanisierte Natur", in der sich der Mensch durch den Vollzug dialektischer Aneignung der Natur in seinen Werken "wieder erkennt"! In seinem Bewusstsein soll er auf diesem dialektischen Wege zu seiner Natur überlegenden "Selbstgewissheit" gelangen. Jedoch während unsere Weltnatur im Fluss ihrer Evolution auf die Eingriffe des „aufgeklärten“ Menschen in das komplexes Naturgeschehen uns mit nicht vorhersehbaren neuen Existenzproblemen überrascht, zeigt sich jetzt, dass dieses linear einem Endziel entgegen strebende Denken aufgeklärter Ideologien mit dem Fluss der Evolution nicht identisch ist. Denn der „aufgeklärte“ Denker bildet an einem spektakulären Punkt geschichtlicher Entwicklung (zum Beispiel Sozialer Klassenkampf) quasi den „Differentialquotienten“, um an diesem mit seiner ideologisch bestimmten „Tangente“ linear das Endziel der Geschichte zu erkennen und zu bestimmen. Der darauf folgende ideologische Zwang das Endziel entlang dieser „Tangente“ gesellschaftlich zu erreichen, weicht immer mehr vom realen Fluss der von der Evolution letztlich bestimmten geschichtlichen Entwicklung ab. Im Menschen revoltiert dann die naturwüchsige Schicht seines fortbestehenden Gemeinschaftsleben, welche die Schicht seines von der Zivilisation bestimmten Gesellschaftslebens eigentlich tragen soll. In dieser Frage entdecken wir bei Karl Marx den typischen Kardinalfehler aller Ideologien der cartesianischen Aufklärung, welche stets des Glaubens sind, die gesellschaftliche Konstruktion einer Ideologie kann die naturwüchsige Schicht der Lebenswelt abschaffen. Nun sind die mit ihren Herrschaftsansprüchen ideologischer Endziele bestimmten Staats- und Gesellschaftssysteme inzwischen – wie im NS-Faschismus und im Sowjet-Kommunismus – an diesem evolutionären Widerspruch bereits gescheitert, oder sie haben diesen Prozess – wie der liberale Kapitalismus – jetzt eingeleitet! 

Diese Selbstzerstörung des liberalen Kapitalismus findet vor allem Ausdruck in der katastrophalen Zerstörung der globalen Ökologie und Soziologie durch eine materialistische Unterwerfung der Völkerwelt. Er ist das Grundmodell aller
antisystemischen Ideologien der rationalistischen Aufklärung! Denn besonders der liberale Kapitalismus als verselbstständigtes Funktionssystem der  nationalen Kultur- und Staatssysteme erzwingt im Sinne seines Wachstumswahn die Beseitigung der kulturell-ökologischen Rückkoppelung zugunsten multikultureller Konsumgesellschaften mit Ressourcen verbrauchender Überindustrialisierung und ungebremster Überbevölkerung! Er vernichtet dabei die systemische Staatenwelt der Kulturvölker und versetzt damit den Planeten Erde in den Zustand einer globalen Krebserkrankung.

Diese materialistische Entwicklung der Weltordnung steht im Widerspruch zu jener Aussage, wo Karl Marx in seiner "Kritik der Hegelschen Philosophie" anfangs als Hegelianer die dialektische Auseinandersetzung des vorgeschichtlichen Menschen mit der Natur als eine fundamentale Seins Erfahrung darstellt, welche die menschliche Verfassung als primäres Naturwesen verankert hat! Für Karl Marx ergab sich aus dieser Tatsache entsprechend der dialektischen Geschichtslogik Hegels, dass der materialistische Gegensatz seiner idealistischen Geschichtsphilosophie zu einem "Naturalismus" aufgehoben werden muss! Denn der negierende Gegensatz von Idealismus und Materialismus als Spaltung des Denkens in der Gestalt eines die Natur beherrschenden Januskopfes, muss nach Karl Marx mit der vereinigenden Wahrheit eines Naturalismus im Denken überwunden werden.[1] Diese an sich zwingende Logik am Ende des neunzehnten Jahrhunderts blieb jedoch ein philosophischer Ansatz ohne praktische d.h. politische Auswirkung. Der Marxismus stellt damit zum einen die Verfassung des Menschen naturalistisch dar, um zum anderen in der Konfrontation mit der bürgerlichen Gesellschaft den alten materialistischen Gegensatz als dialektische Gegenideologie im Klassenkampf einzusetzen![2] Der bürgerliche Kapitalismus mit seiner protestantischen Ethik des Kapitalismus (Max Weber) als gesellschaftspolitischer Ausdruck tradierter Naturverneinung gegenüber der Um- und Innenwelt des Menschen wurde damit im Sinne seines ebenfalls praktizierten Materialismus nur gesellschaftlich umgekehrt. Der Marxismus fiel damit in seiner sozialistischen Praxis auf diese aufhebungsfeindliche Gegenposition zurück. Er degenerierte zum negativen Abbild der bürgerlichen Gesellschaft ohne den von Karl Marx anfangs erkannten Kardinaldenkfehler der cartesianischen Beherrschung der Natur mit ihrer idealistisch-materialistischen Denkwelt technokratischer Methodik aufzuheben. Beide Gesellschaftsordnungen haben dann im proletarischen Sozialismus als auch im bürgerlichen Kapitalismus  dieses Paradigma  tradiert!

Die Folge war nun die bürgerliche Gegenreaktion einer faschistischen Militanz, welche durch die Konfrontation Kommunismus-Faschismus Europa einen selbstmörderischen Bürgerkrieg bescherte! [3] Ernst Niekisch bezeichnete deshalb den Faschismus als "Die bürgerliche Gesellschaft im Ausnahmezustand"! Der Sieg über den Faschismus offenbarte nun im Laufe der Nachkriegszeit, dass der kommunistische Sieger als negatives Abbild der bürgerlichen Klasse alternativlos von der gleichen – nun materialistisch interpretierten – Naturverneinung durchdrungen war. Er war durch den Leninismus-Marxismus zur ursprünglichen marxschen Alternative zurückzukehren in seiner klassenideologischen Erstarrung nicht mehr fähig. Der etablierte Marxismus im ZK hatte offensichtlich versäumt oder wollte nicht begreifen, dass die zentrale marxsche Forderung auf eine Aufhebung der idealistisch-materialistischen Naturverneinung mit seiner instrumentalisierten Vernunft ehemals ausgerichtet war. Dieses hatte natürlich nicht nur erkenntnistheoretische Konsequenzen. Denn eine transzendente, also von der fließenden Wirklichkeit abgehobene Utopie erschien in den von den spekulativen Seinsphilosophien geprägten alten Denkstrukturen des Europäers immer noch als ein "besseres Reich, das nicht von dieser Welt ist". Der materialisch degenerierte Marxismus verabreichte deshalb in seiner nachnaturalistischen Zeit den Massen mit seinem erlösenden Endziel „Kommunismus“ nur ein neues transzendentes „Opium fürs Volk“!  


 

Logik kontra Logos

Dagegen steht Heraklits "Logos" als das Wort, welches die Weltvernunft als Grundgesetz im Ungeschiedensein der "res cogitans" und der "res extensa", begreift. Fast alle Denker die diesem naturphilosophischen Paradigma des vorsokratischen Griechenlands gefolgt sind, waren in ihren Philosophien bemüht, von diesem nicht gespaltenen Seinsfundament eines vernunftgerechten Denkens auszugehen. Selbst Friederich Engels erwähnt in seinem „Antidühring“ die Hoffnung, dass der durch den historischen Materialismus eingeleitete dialektische Prozess gegen den Idealismus des Bürgertums letztlich zur Aufhebung (Negation der Negation) eines Neuen Denkens im Sinne des Vernunftbegriffs der griechischen Naturphilosophie führt. Doch in seiner „Deutschen Ideologie“ – Thesen über Feuerbach“ – entlarvt Karl Marx das Verhängnis einer ideologischen Position, die mit der „Negativen Dialektik“ dauernd einem Nein verhaftet bleibt. Sie kehrt den bekämpften Gegensatz nur um, und eignet sich die gleichen Qualitäten des Gegensatzes Auf diese Weise stellt sie mit seinen Worten nur umgekehrt „die alte Scheiße wieder her“!! [1] Der historische Materialismus als staatlich umgekehrter liberaler Kapitalismus des Bürgertums hat sich infolgedessen von seiner naturalistischen Hoffnung daher immer weiter verabschiedet, wo er zur Macht gelangte! Immer wieder wurde auf diese Weise daran erinnert, dass es Gegensätze sind, die in einer bejahenden Dialektik die Bewegung des Weltwerdens, also des "Seins in der Zeit" uns der wahren Realität näher bringen. Es ist eine Affirmative Dialektik, die den fortdauernden imperativen Anspruch erhebt, den Denkausschluss eines negierten Gegensatzes auf der Ebene eines neuen Denkens aufzuheben!!

Heidegger meint in seinem Buchbeitrag "Über den Humanismus" hierzu folgendes [2]

Was geht hier vor? Man hört sagen von "Humanismus", von "Logik", von den "Werten", von Welt", von "Gott". Man hört sagen von einen Gegensatz dazu. Man kennt und nimmt das Genannte als das Positive. Was in einer beim Hörensagen jedoch nicht genau bedachten Weise gegen das Genannte spricht, nimmt man sogleich als dessen Verneinung und diese als das "Negative" im Sinne der Destruktiven. In "Sein und Zeit" ist doch irgendwo ausdrücklich von "der phänomenologischen Destruktion" die Rede. Man meint mit Hilfe der viel berufenen Logik und Ratio, was nicht positiv ist, sei negativ und betreibe so die Verwerfung der Vernunft und verdiene deshalb, als eine Verworfenheit gebrandmarkt zu werden. Man ist so erfüllt von "Logik", dass alles sogleich als verwerfliches Gegenteil verrechnet wird, was der gewohnten Schläfrigkeit des Meinens zuwider ist. Man wirft alles, was nicht bei den bekannten und beliebten Positiven stehen bleibt, in die zuvor angelegte Grube der bloßen Negation, die alles verneint, dadurch im Nichts endet und so den Nihilismus vollendet. Man lässt auf diesem logischen Weg alles in einem Nihilismus untergehen, den man sich mit Hilfe der Logik erfunden hat.



[1] Vgl. Ernst Nolte: „Der Europäische Bürgerkrieg“ Herbig

[2]  Siehe Martin Heidegger: "Über den Humanismus"; Klostermann


Die Kontroverse Lenin – Bogdanow oder das
Kybernetische Zeitalter kündigt sich an!


Als Lenin durch Bogdanow in seinem Züricher Exil vor die gleiche Frage gestellt wurde, verteidigte er im Gegensatz zum Junghegelianer Karl Marx die materialistische Negation des Idealismus. So kam es in seinem Buchbeitrag "Materialismus und Empirio- Kritizismus"[1]zu einer Schimpfkanonade gegen den von Bogdanow zitierten Physiker Ernst Mach, dessen erkenntnistheoretische Leistung durch Natureinsicht ebenfalls nicht nur zur Aufhebung der idealistisch-materialistischen Spaltung des Weltbildes nötigte, sondern der auch wegen der multikausalen Vernetzungsverhältnisse von Ursachen und Wirkungen in der Natur zwangsläufig die monokausalen Systeme ideologischen Denkens in Zweifel zog. Lenin war jedoch in seiner ideologischen  Denkstruktur unfähig den revolutionären Erkenntnisfortschritt durch die beobachtenden Wissenschaften anzuerkennen und bezichtigte Bogdanow mit Mach in Wirklichkeit dem idealistischen Denker Berkeley zu folgen. Der archaische Januskopf war im Denken und Fühlen bei Lenin stärker!

Besonders der durch das gespaltene Weltbild der nachgriechischen Zeit begünstigte Monotheismus mit seiner "Einen" Ursache in der Logik des Weltgeschehens verfiel nun der Kritik jenes Denkansatzes, der mit dem wechselseitigen "Ursachen-Wirkungs-Feld" eine neue Denkebene des multikausalen Lebens- und Geschichtszusammenhangs forderte! Das was der Mythos in der griechischen Naturphilosophie bislang zusammenhängend bildhaft darstellen konnte, kehrte nun hier zum ersten Mal mit der "Sinn" Forderung eines Systemischen Denkens der ganzheitlich als System wahrgenommenen Lebenswelt auf dem stammesgeschichtlichen Fundament  unterhalb unserer zivilisatorischen Ebene ins Bewusstsein zurück. In der soziologischen Auseinandersetzung des  Jürgen Habermas mit Niklas Luhmann kulminierte dieser Paradigmenwechsel in den siebziger Jahren  des letzten Jahrhundert zu einer Forderung, die konstruierte Gegensätzlichkeit vertragliche Gesellschaft gegenüber der naturwüchsigen Gemeinschaft systemisch aufzuheben!

Heute wird uns verständlich, dass der Revolutionär Lenin im Banne der Negativen Dialektik seine Position als Vernichtungsnegation gegenüber der herrschenden "Klasse" in Russland brauchte, um den bolschewistischen Machtanspruch totalitär in die Tat umsetzen zu können. Auf der ideologischen Ebene des Leninismus-Marxismus erstarrte nun der Marxismus zur permanenten Negation eines Klassenkampfes gegen die bürgerliche Klasse! Somit war die Nomenklatura in Moskau im Banne des Leninismus-Marxismus unfähig geworden, ihre "Negation der Negation" im tschechischen Frühling als Chance zu begreifen! Dieses alles steht uns heute klar vor Augen, nachdem wir aus dem "Rathaus" des zwanzigsten Jahrhunderts ins Freie einer neuen (Selbst) Erkenntnis getreten sind, mit der wir annehmen müssen, dass eine permanente Negation mit einem „Anti“ als Staatsdoktrin wie ein Bumerang wirkt. Sie erschlägt zuletzt jedes System, dass sie zur Grundlage ihrer "Ideologie" macht. Wer seine Negation nicht negiert, wird zuletzt selbst negiert, das ist zur Gewissheit geworden!! Es ist sicherlich interessant, dass es eine ähnliche Kontroverse in der Weimarer Zeit gegeben hat, als Adolf Hitler sich um eine Mitwirkung des so genannten "national-revolutionären" Zirkels der „Solidarier“ um Moeller van den Bruck bemühte. Hinter diesem heute befremdlich wirkenden Adjektiv verbarg sich schon damals die aufhebende – solidarische – Konzeption eines "Dritten Weges", den Moeller van den Bruck in seiner Schrift mit dem heute fragwürdigen Titel "Das Dritte Reich"[2] zur Diskussion stellte.

Hierzu folgende Anmerkung: 

Hierunter wurde nicht eine Konzeption des späteren „Dritten Reiches“ verstanden, sondern im Gegenteil ein geistiges Aufhebungsreich sozialer Gegensätze, die mit ihren Ideologien einer volkssouveränen Republik im Wege standen! Es war der erste  konkrete  Entwurf in der Weimarer Republik, der sich eines „Dritten Weges“ jenseits der liberalen Rechts-Links Gesellschaftsspaltung verschrieben hatte! In der aufgeregten Sprache der damaligen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde in dieser der "Trinitäts-Gedanke" (der Versöhnungsgedanke) der Klassen und Völker mit dem Reichsgedanken verbunden. – "Der Kerl hat nichts begriffen!" war der ablehnende Kommentar Moeller van den Bruck nach dem Treffen mit Hitler. Damit war in einer vom Feindbilddenken beherrschten Zeit auch der deutsche "Bogdanow" gegenüber der hitlerschen Rassenkampf-Negation gescheitert. Diese hat sich dann in der Gestalt eines rassistischen Imperialismus mit dem Etikettenschwindel des "Nationalen-Sozialismus" ebenfalls als selbst vernichtender Bumerang ausgewirkt!

Aufgrund des Scheiterns der ideologischen Systeme aufklärerischen Denkens wird erst heute die Epoche machende Tragweite des kybernetischen Denkansatzes von Ernst Mach erkannt!! Frederic Vester [3] erinnert in diesem Zusammenhang ebenfalls an den Physiker Ernst Mach, der die Denkstrukturen linearen Kausaldenkens zugunsten der netzartigen Verknüpfungsverhältnisse von Ursachen und Wirkungen in der Natur durch seinen Kenntnisgewinn schon im neunzehnten Jahrhundert verworfen hatte. Denn "Ursachen und Wirkungen in linearer Verkettung gibt es nur in unserer abstrakten Vorstellung aber nicht in den kybernetischen Systemen unserer Natur"!

Ende der Anmerkung


[1]Vgl: W. I. Lenin: "Materialismus und Empirio-Kritizismus"; Volksverlag Peking

[2]Vgl: Moeller van den Bruck: "Das Dritte Reich"; Hanseatische Verlagsanstalt

[3]Vgl: Frederic Vester: "Neuland des Denkens"; DVA

 

Aus Frederic Vesters Buchbeitrag
"Neuland des Denkens"

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Zitat Frederic Vester:

Dort, wo also Kybernetik seit eh und je funktioniert, in der vier Milliarden Jahre alten lebendigen Welt des biologischen Geschehens – auch naturwüchsiges genannt – , bedeutet sie keineswegs detaillierte Vorprogrammierung oder zentrale Steuerung, sondern lediglich Impulsvorgabe zur Selbstregulation, Antippen von Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt, Stabilisierung von Systemen und Organismen durch Flexibilität, Nutzung vorhandener Kräfte und Energien und ständiges Wechselspiel mit ihnen. Durch Fluktuation, nicht durch Starrheit wurde dieses Vorgehen zum Garant des Lebens, gewann die Natur ihre nie erlahmende Stabilität und Stärke.

Es geht also heute ganz einfach darum, dass wir diese Biokybernetik und ihre Regeln nicht länger nur in ihrem biologischen Urgrund belassen, sondern sie auch in die geistige Entwicklung des Menschen und in die Handhabung seiner Techniken einbeziehen; dass wir sie aus dem Urgrund herausheben und zur Basis einer neuen Zivilisationsstufe werden lassen.

Ende des Zitats

Während Karl Marx offensichtlich an der Schwelle dieser naturalistischen Weltschau stand, fallen seine Epigonen in das spekulative Denken idealistisch-materialistischer Transzendenz zurück. Besonders Georg Lukacz [1] als damaliger Kultusminister Ungarns polemisiert gegen die erkenntnistheoretische Position Friederich Nietzsches, der Erkenntnis aus der Wahrnehmung des fließenden Lebensstromes gewinnt, ohne diese als "Objektive Wahrheit" in einer konstruktivistischen Ideologie zu transzendieren. In seinem Buchbeitrag "Von Nietzsche zu Hitler" erklärt Georg Lukacz Nietzsche zum "Machisten"!

Zitat Georg Lukacz

Darum geht auch seine Erkenntnistheorie, so sehr sie auch im Allgemeinen der machistischen nahe steht, im zynisch-offenen Konsequenzenziehen weit über die seiner Zeitgenossen und Mitstrebenden hinaus. Verwandtschaft und Unterschied lassen sich an einem prägnanten Beispiel deutlich aufzeigen. Nietzsche ist in voller Übereinstimmung mit den Machisten in Bezug auf die "Immanenz" der Philosophie, auf die prinzipielle Ablehnung einer jeden "Transzendenz". Was wird aber bei beiden darunter verstanden? "Immanenz" bedeutet die Welt unserer Anschauungen und Vorstellungen, "Transzendenz" alles, was in der Wirklichkeit über diese hinausgeht: d.h. die objektive, vom Bewusstsein unabhängig existierende Wirklichkeit selbst. Die Übereinstimmung bewährt sich auch darin, dass beide – dem Anschein nach – hier gegen die angeblichen Ansprüche des Idealismus polemisieren, die objektive Wirklichkeit erkennen zu können; die Ablehnung des Materialismus erscheint hier also in der Maske einer Polemik gegen den Idealismus. Nietzsche geht darin noch weiter, in dem er den Kampf gegen die "Transzendenz", gegen das Jenseits mit seinen antichristlichen Anschauungen verknüpft und damit zuweilen diejenigen irrezuführen vermag, die nicht sehen, dass in seinem Begriff vom Jenseits christlicher Himmel und materialistische Auffassung der objektiven Wirklichkeit mythisch synthetisiert werden.

Und weiter:

Die einzelnen erkenntnistheoretischen Äußerungen Nietzsches sind wenig interessant. Wo sie nicht, wie in der oben angeführten Stelle, ins offen Geschäftliche überspringen, bewegen sie sich auf der allgemein bekannten – freilich durch Berkeley und Schopenhauer anerzogenen – subjektiven Idealismus und Agnostizismus auf Heraklit fundiert. Dies gibt seinem Agnostizismus einen über das trocken Wissenschaftliche hinausgehenden "weltanschaulichen" Charakter und erleichtert ihm damit das Umschlagen des Agnostizismus ins Mythenschaffen. (Kein Wunder, dass gerade seine faschistischen Anhänger, wie Baeumler, ein so großes Gewicht auf seine Abstammung von Heraklit legen; so kann man ihn leichter aus dem großen Strom der bürgerlichen Philosophie, in den er hineingehört, herausheben und aus ihm einen "einsamen" Vorläufer Hitlers machen.

Ende des Zitats

Lukacz verteidigt hiermit den transzendenten Materialismus gegenüber den lebensphilosophischen Urteilen Nietzsches. Er unterschlägt hierbei die Tatsache, dass Hitler seinen biologischen Materialismus ebenfalls als transzendente Machtideologie inthronisiert hatte, die in umgekehrter Weise den argumentativen Strängen der marxistischen Ideologie folgte. Selbst aus dem Geschichtsphänomen Klassenkampf wurde der Rassenkampf!! In Berlin bestand die SA in den dreißiger Jahren größtenteils aus ehemaligen Kommunisten, die keine Schwierigkeit hatten, die ähnlichen semantischen Welterklärungen für austauschbar zu halten!! Beide Weltmacht-Ideologien mussten mit katastrophalen Folgen für die Völkerwelt scheitern! Heute wird Lukacz Urteil – Friederich Nietzsche als Machisten zu qualifizieren – deshalb als ein Schuss verstanden, der nach hinten losgegangen ist! Denn in Wirklichkeit galt seinerzeit Nietzsches Kritik den transzendenten Denkweisen der bürgerlichen Philosophie in ihrer imperialistischen Epoche, da er in dieser das blinde Denken und Werkeln einer durch die Aufklärung transzendental begriffenen "Objektivierten Welt" bürgerlichen Größenwahnes erblickte, dem später Kaiser Wilhelm der Zweite mit seinen Ausspruch "ich führe euch herrlichen Zeiten entgegen" Ausdruck verlieh. Adolf Hitler setzte diesen Größenwahn nach dem Vorbild des britischen Empires fort.

Das Paradoxe ist nun, dass kein anderer als Hegel diesem Denken mit der negierenden Einstellung zur vorgeschichtlichen Natur des Menschen in seiner dialektischen Entwicklungsgeschichte des absoluten, im christlich-bürgerlichen Staat seiner selbst gewiss werdenden Weltgeistes der bürgerlichen Ideologie mit der idealistischen Religion ihre Rechtfertigung lieferte! Andererseits har er mit seiner fortbestehenden materialistischen Ignoranz einer nicht aufgehobenen Gegenposition das umgekehrte Denkmuster eines historischen Materialismus für den antibürgerlichen Marxismus geliefert![2] Das aber heißt, nicht Nietzsche ist ein Parteigänger des Bürgertums und schon gar nicht ein Vordenker des kleinbürgerlichen Proletariats faschistischer Amokläufer!! Sondern mit der marxistischen Umkehrung der idealistischen Konzeption Hegels zur materialistischen Geschichtsauffassung gerinnt der Marxismus zum negativen Abbild des Bürgertums in Gestalt eines militanten Proletariats, welches die bedrohte bürgerliche Welt ebenfalls in den militanten Ausnahmezustand des Faschismus versetzte!



[1] Siehe: Georg Lukacz: "Von Nietzsche zu Hitler"; Fischer

[2] Vgl: Gustav A. Wetter: "Die Umkehrung Hegels"; Wissenschaft und Politik


Der Marxismus, oder die materialistische
Umkehrung Hegels



Man ist nach der Entlarvung der bürgerlichen Naturbeherrschung in Adornos "Dialektik der Aufklärung" geneigt danach zu fragen, warum es im Sozialismus des Marxismus-Leninismus dazu kam, lediglich die bürgerlichen Machtverhältnisse gesellschaftlich umzukehren, ohne das bürgerliche Motiv der Naturbeherrschung ebenfalls zu negieren?! Und das, obwohl der marxistische Uransatz in den Denkbahnen eines Hegel doch die idealistische Betrachtungsweise gegenüber der materiellen Welt überwinden wollte! Denn Hegels abstrakter Denkvollzug in seiner "Phänomenologie des Geistes" war ja nur die dialektische Entwicklungsgeschichte eines Weltgeistes, der wie Zeus gelegentlich den Olymp verließ, um in den konkreten Gestalten der Lebenswelt seinen dialektischen Entwicklungsprozess im absoluten Geist gelegentlich aufheben zu können. Sein Bewusst-Sein blieb aber gegenüber dem realen Sein olympisch, also idealistisch.


Die materialistische Wende des Karl Marx

Karl Marx war 1846 nach dem Verlassen der Berliner Universität ein von den bürgerlichen Behörden verfolgter Redakteur der linksliberalen Rheinischen Zeitung geworden. Er wurde nun zunehmend aufgrund dieser Konfrontation mit der bürgerlichen Welt – auch beeinflusst von der materialistischen Philosophie Feuerbachs – jetzt antibürgerlich materialistisch in seinem Denken ausgerichtet! Seine neue Aufgabe sah er darin, die idealistisch-bürgerliche Betrachtungsweise dialektisch umzukehren, um den Entwicklungsprozess des gesellschaftlichen Überbaus vom Standort der materiellen Welt und ihrer Produktion aus  materialistisch zu interpretieren. In seiner "Deutschen Ideologie" (Thesen über Feuerbach)[1] wendet sich Marx entschieden gegen Feuerbachs ausschließliche Objektivierung der angeschauten materiellen Welt. Für ihn ist der Erkenntnis- und Verständnisgang nur vollständig, wenn der sinnlich tätige Prozess im Subjekt hierbei mitgedacht wird. Ein Denkansatz, der später von Konrad Lorenz in seinem Beitrag "Die Rückseite des Spiegels"[2] wissenschaftlich weiter fundiert wurde. Also ein wesentlicher Schritt, um erkenntnistheoretisch eigentlich der naturalistischen Position im Denken den Systemen der Naturanpassung näher zu kommen. Denn nach Engels sollten ja die beiden Seiten des seit der Antike idealistisch-materialistisch gespaltenen Weltbildes zukünftig wie in der vorsokratischen Naturphilosophie Griechenlands mit einem Neuen Denkens wieder als Einheit gedacht werden. Die mit transzendenten Vorurteilen eines gespaltenen Denkens verneinte reale Naturverfassung des Menschen sollte im Zuge einer Synthese wieder ihr naturrechtliches Grundgesetzt  zurückerhalten.[3]

Doch dieser philosophische Durchbruch kommt in der ökonomisch-philosophi­schen Betrachtungsweise der "Deutschen Ideologie" erkenntnistheoretisch nicht mehr zum tragen. Schon im Ansatz geht Karl Marx nun umgekehrt von der materialistischen Grundannahme aus, dass der Mensch erst durch die Arbeit zum Menschen wurde. Tatsächlich jedoch war das vorzeitliche Gemeinschaftsleben in den Sammler- und Jägerkulturen schon weit vorher von sprachlicher Verständigung und kategorischen Denken bestimmt, die den Beginn der menschlichen Gattungsgeschichte mit der naturwüchsigen Kommunikation vor ihrer Domestikation (Arbeit) kennzeichnet. Erst in dieser beginnt später in langen Zeiträumen die Arbeit und Arbeitsteilung mit sesshaftem Acker- und Hausbau als gesellschaftlicher Überbau des Gemeinschaftslebens innerhalb des Systems der jeweiligen ökologischen Nische.

Der von Marx immer wieder negativ benutzte Begriff "naturwüchsig" weist indirekt auf die Struktur bestimmende Kraft der Evolution im Menschen hin, welche letztlich die Lebens- und Produktionsweise einschließlich ihrer aufgabenteiligen Strukturen in Familien- und Stammes-Verbänden im Anpassungsprozess an die ökologische Nische systemisch strukturierte. Diese durch Auslese naturwüchsig erworbenen Anlagen verschieden (genetisch) strukturierter Menschen waren und sind  Elemente des solidarischen Zusammenwirkens in der ökologischen Lebensbewältigung des kulturellen Lebenssystems. Sie konstituieren in dieser fundamentalen Schicht das holistische Gesetz von Willensfreiheit und naturwüchsiger Notwendigkeit!



[1] Vgl: Marx-Engels I: 1. Teil der "Deutschen Ideologie" Fischer 1966

[2] Vgl: Konrad Lorenz: "Die Rückseite des Spiegels". Piper

[3] Vgl: Marx-Engels I: "Schlusskapitel der ökonomisch-philosophischen Schriften" Fischer 1966

 

Hegels Ignoranz des Naturzustandes in der historischen Bewusstseinsentwicklung
Penz

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Schon Ende des Neunzehnten Jahrhunderts war das Bewusstsein des modernen Menschen in Europa durch Wissenschaft und Forschung geneigt, die von Hegel in seiner „Phänomenologie des Geistes“ vorexerzierte Spaltung des Denkens mit einer „Phänomenologie der menschlichen Natur“ zu überwinden. Hier muss man zum Beispiel den Darwinisten Ernst Häckel nennen, der den biologischen Naturalismus mit seinem Monisten-Bund ins Gespräch brachte. So lässt sich das ursprüngliche naturalistische Postulat des Junghegelianer Karl Marx als eine kritische Antwort auf die von Hegel idealistisch nicht vollzogene Synthese von Mensch und Natur erklären. Denn das sich in dieser Zeit mit der industriellen Gesellschaft in einer sich inzwischen total entwickelnden Zivilisation (Verstädterung) abzeichnende schizophren gespaltene Denken zwischen naturwüchsigem Gemeinschaftsleben und vertraglicher Gesellschaftlichkeit beschäftigte das deutsche Geistesleben (siehe in der Textfolge Ferdinand Toennies geschichtetes Weltbild im Vergleich zur eindimensionale Auffassung von Ralf Dahrendorf) schon damals kritisch. So hätte Marx schon in dieser zu Ende gegangenen hegelschen Epoche eigentlich sein naturalistisches Postulat auch gesellschaftspolitisch zur Geltung bringen müssen. Doch er fällt auf eine Umkehrung Hegels zurück und positioniert sich – nun nicht wie dieser idealistisch sondern materialistisch – in einer rückwärtsgewandten Perspektive auf die Stufe der mit Arbeitsteilung spät beginnenden Vergesellschaftung des Menschen, mit der er das stammesgeschichtliche Fundament seiner Naturverfassung materialistisch ausblendet!

Mit diesem materialistischen Seitenwechsel aber unterwirft sich Karl Marx analog dem idealistischen Denkzwang des Bürgers, welcher dem herrschenden Paradigma der Aufklärung folgt. Bürger wie nun auch  Proletarier unterwerfen sich dem Diktat der cartesianischen Naturbeherrschung.   Beide Ideologien beginnen im cartesianischen Denkwahn – cogito ergo sum – jeder auf seine Weise die natürliche Körperwelt – res extensa – rationalistisch-analytisch zu erklären um sie technokratisch-materialistisch zu gestalten. Denn nach Karl Marx gilt es ja jetzt, die Welt nicht mehr nur zu erklären sondern sie zu verändern! Mit diesem materialistischen Paradigma der Welt- Veränderung fällt im marxistischen Denken der eigentliche ökologische Anpassungsprozess des vorgeschichtlichen Menschen als Unterbau genealogisch als auch soziologisch dem  gesellschaftlichen Überbau des historischen Materialismus nun zum Opfer. Hier beginnen in einer „Neuen Umwelt“ jene zivilisatorischen Bewusstseinsprozesse das Denken des modernen Menschen zu beeinflussen, die vor allem das in soziale Not geratene Proletariat  veranlassen, der materialistischen Strukturkraft des Klassenkampfes zu zutrauen, die angeblich dominant herrschende  Kraft naturwüchsiger Strukturbildung in der bürgerlichen Gesellschaft zu überwinden! Doch mit der protestantischen Ethik des Kapitalismus (Max Weber) hatte sich auch das Bürgertum längst von seinem naturwüchsigen Unterbau der noch im Mittelalter vorherrschenden korporativen Strukturen verabschiedet und sich dem liberalen Gesellschafts- und Staatsgedanken genähert, der auf idealistischem Wege dem gleichen cartesianischen Paradigma der Naturbeherrschung folgt! Der preußische Staat konnte noch diesen gesellschaftlichen Liberalismus bis zum ersten Weltkrieg integrieren. Die von Karl Marx beklagte Unterwerfung des Menschen in der vermeintlich immer noch naturwüchsig gestalteten bürgerlichen Gesellschaft mündet im Denken in eine falsche Einschätzung der bürgerlichen Gesellschaft ein, die soziologisch  immer noch in der heutigen industriellen Moderne von links gesehen anhält! Man will nicht parteilich anerkennen, dass man dem gleichen Paradigma der Naturbeherrschung mit einem „Gutmenschen-Gewissen“ selbst zerstörerisch folgt!! Denn der in der Realität von der naturwüchsigen Systemwelt sich abhebende gesellschaftliche Prozess der Natur-Beherrschung und -Ausbeutung ist seit der cartesianischen Aufklärung in allen Varianten ein materialistischer Prozess gewesen, der den Menschen  „menschheitlich“ zum Feind des Menschen gemacht hat!! Goethe würde heute über den Mephisto diesem gesellschaftlichen „Gutmenschen“ sagen lassen „es ist das Gute, was überall das Böse bewirkt“! Denn das cartesianische Paradigma trägt einen dialektischen Januskopf nicht aufgehobener Negation  zwischen Mensch und Natur. Theodor W. Adorno hat dann noch diese „Negative Dialektik“ im Nachkriegsdeutschland zum beherrschenden Jauskopf über eine ganze Generation schizophren emanzipierter Individualisten gehängt, die sich mit ihrem „Antikomplex“ ständig selbst paralysieren!!

Diese Unfähigkeit zwischen systemischer Naturwüchsigkeit und materialischer Naturbeherrschung zu unterscheiden, bestimmt das marxsche Denken nach seiner naturalistischen Phase. Es wird  später zum sozioökonomischen Verhängnis der sozialistischen Sowjetunion!  So ist auch der revolutionäre Umschlag in eine menschliche Gesellschaft sozialer Freiheit nach Marx angeblich erst dann möglich, wenn im Zuge des sich konzentrierenden kapitalistischen Produktions- und Besitzprozesses global eine kleine Welt des Reichtums und der Bildung der Masse des besitzlosen Proletariats gegenübersteht. [1] Ein Endpunkt also, wo der liberale Kapitalismus aufgrund seines materialistischen Konzentrationsprozesses sich ökonomisch als auch soziologisch als ehemals integriertes Funktionssystem aus seinen nationalen Kultursystemen endgültig verabschiedet hat, um eigengesetzlich marktradikal mit Kapital – welches seinen Wert als akkumulierte Arbeit längst verloren hat – die Weltökonomie global zu beherrschen. An diesem Punkt können und sollen – nach Marx – erst die entfremdeten Massen des Proletariats die Macht des jetzt globalmonopolistisch funktionierenden, hoch entwickelten kapitalistischen Systems übernehmen, da hier in der marxistischen Logik der vermeintliche „naturwüchsige“ Prozess mit der totalen Beherrschung von Mensch und Natur seinen Höhe- und Endpunkt erreicht hat. Hier erst haben die vereinigten Individuen die Möglichkeit sich von der Naturwüchsigkeit einer versklavenden Arbeitsteilung zu befreien, während nun die Gesellschaft (mit anderen der Arbeitsteilung unterliegenden Sklaven?) die Produktion regelt?!

Doch in der geschichtlichen Realität ist schon vor diesem von Marx prognostizierten Endpunkt das materialistische Programm des liberalen Kapitalismus (kybernetisch beurteilt) als eigengesetzliches Funktionssystem vom systemischen Betriebssystem der evolutionären Strukturkraft zweimal zum Absturz gebracht worden. Mit der Weltwirtschaftskrise von 1932 als auch der von 2008 sind wir von der naturwüchsigen Evolution wegen des von ihr abweichenden eigengesetzlichen Zwangsweges (Tangente) gewarnt worden, dass auf ideologischem Weg jedes linear angestrebte Endziel den Zusammenbruch des tragenden Gesamtsystem (in diesem Fall die Weltwirtschaft) durch ein von ihr abgekoppeltes Funktionssystems bedeutet!! An diesem Punkt die Proletarier aufzufordern, nun im Zuge einer revolutionären Machtübernahme sich auch ihrer "Naturwüchsigkeit" zu entkleiden, um den in der gesellschaftlichen Realität abgestürzten Felsbrocken kapitalistischer Naturbeherrschung nach dem Vorbild des mythologischen Sisyphos nun kommunistisch wieder nach oben zu schieben, hat diese materialistische Idee längst als ein verhängnisvolles „Neues Opium fürs Volk“ entlarvt. Denn diese soziale Erlösung versteht man heute in der materialistischen Logik bei Karl Marx als das Ergebnis seines verhängnisvollen Positionswechsel, der sich mit seiner Wende vom Naturalismus zum Materialismus gemäß seinen Worten als „die Wiederherstellung der alten Scheiße“ einer  cartesianischen Naturbeherrschung von Mensch und Natur tatsächlich herausgestellt hat!!

Zitat Karl Marx

Der Kommunismus unterscheidet sich von allen bisherigen Bewegungen dadurch, dass er die Grundlage aller bisherigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt und alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewusstsein als Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft. Seine Einrichtung ist daher wesentlich ökonomisch, die materielle Herstellung der Bedingungen dieser Vereinigung; sie macht die vorhandenen Bedingungen zu Bedingungen der Vereinigung. Das Bestehende, was der Kommunismus schafft, ist eben die wirkliche Basis zur Unmöglichmachung alles von den Individuen unabhängig Bestehenden, sofern dies Bestehende dennoch nichts als ein Produkt des bisherigen Verkehrs der Individuen selbst ist.  


Die technokratische Überwindung der so genannten
„Naturwüchsigkeit“ im Kapitalismus wie im Marxismus


In vorgeschichtlicher Zeit waren es Menschen, die sich sprachlich und kulturell  im Band ihrer Lebensgemeinschaften verständigten und ihr Territorium als Lebensbasis behaupten mussten. Sie hatten die starre Instinktverfassung des Tierstatus in die plastischen Strukturen des Großhirndenkens als holistische (ganzheitliche) Triebverfassung im Anpassungsdruck zur Umwelt aufgehoben. In diesem Zeitalter entstanden die analogen Kultursysteme der gemeinschaftlichen Selbstbehauptung ihrer ökologisch verankerten Lebenswelt. Die funktionalistische Teilung der Aufgaben im systemischen Wechselspiel ökologischer Notwendigkeit und biologische Anpassung von Mann und Frau beim Jagen, Fischen und Sammeln unterlag den Konsensbeziehungen im geschlossenen System kultureller Referenz und Selbstbehauptung. Die aufgabenteiligen Funktionssysteme waren schon im Ansatz integrierte Bestandteile des Kultursystems der lebensweltlichen Gemeinschaft! Bei den heute noch in diesem Entwicklungszustand lebenden Naturvölkern, lässt sich dieses Grundprinzip gesellschaftlichen Lebens nachweisen. In der nördlichen Erdhemisphäre wurde zudem durch die langen Winterzeiten das berechnende Planen der Vorräte zum Auslesefaktor der dort lebenden Populationen. Der Renntierjäger kam nur lebendig durch den Winter, wenn er seinen Vorrat an Lebensmitteln richtig berechnet hatte. Ebenfalls eine prägende Auslese in dieser Hemisphäre rund um unsere Erde! Es war das entscheidende vorgeschichtliche Zeitalter des noch nicht domestizierten Menschen, das weder in der idealistischen Geschichtssemantik Hegels noch in der materialistischen von Marx seine Würdigung findet. Erst die Verhaltensforschung hat uns diese stammes-geschichtliche Prägung des vorgeschichtlichen Menschen im Schichtenbau unseres Bewusstseins erklärt, das strukturell holistisch vom Instinktsystem bis zum lernfähigen Moralsystem plastischer Anpassung im hierarchischen Schichtenbau unseres Gehirns auch mental wirksam geblieben ist. Die psychoanalytisch beeinflussten Außensteuerungen der Medien in der Zivilisation  suchen dagegen heute immer öfters den naturwüchsigen Holismus (Konrad Lorenz „Das Parlament der Instinkte“) des Gleichgewichtssystem unserer Trieb- und Denkverfassung vor allem in der mentalen Bewusstseinschicht zu sprengen, um mit Symbolen extreme Denk- und Handlungsweisen ideologischer Prinzipen zu begründen [2] . Ich habe in diesem Zusammenhang schon des Öfteren auf David Riesmanns Buchbeitrag „Die Einsame Masse“ [3] hingewiesen, in dem er den Wandel des innen geleiteten Kulturmenschen zum außen geleiteten Radarmenschen in den USA uns geschildert hat. Dieser beugt sich in seiner zivilisatorischen „Neuen Welt“ im gesellschaftlichen Regelsystem nun Konsum orientiert den Steuerungssignalen des Mediensystems der amerikanischen Massengesellschaft. Hier ist nun in der Tat der Mensch soziologisch als auch ökonomisch von seiner naturwüchsigen Kulturverfassung materialistisch "befreit" worden!

Hier entstand ebenfalls mit der Abkehr von Europa mehrheitlich der Glaube, in ihrem Großraum mit einem calvinistischen Sektenbewusstsein den evolutionären Unterbau besonders europäischer Nationen entbehren zu können [4] . In diesem Bewusstsein ist der geschichtete Unterbau des Menschen einem eindimensionalen Verständnis gewichen, das die evolutionäre Entwicklung samt Darwin mit alttestamentarischen Vorstellungen in der Regel verdammt. Der Lebenszusammenhang  wird hier eindimensional in der gesellschaftlichen Dimension von den lebensweltlichen Systemen losgelöst, und auf einer geschichtslosen Scheibe  mit einem technokratischen Gesellschaftssystem projiziert. Das ethnische Kultursystem degeneriert nun zum pluralistischen Vertragsystem einer multikulturell- identitätslosen Gesellschaft menschlicher Entfremdung. Mit diesem liberalen Pluralismus eines multikulturellen Schmelztiegels – besonders in den USA – lösen sich nicht nur die Menschen „emanzipatorisch“ aus ihren lebensweltlichen Kultursystemen mit individualistischen Lebenseinstellungen. Der mechanistische Gedanke einer „Angewandten Aufklärung“ (Ralf Dahrendorf) [5] führt auf dieser abgehobenen Gesellschaftsscheibe auch zur „Emanzipation“ der Dienst leistenden Funktionssystemen wie – Wirtschaft, Finanzen, Handel, Sicherheit, usw – die sich immer mehr als eigengesetzliche Systemwelten verstehen. Ihre systemische Rückkoppelung zum Stammsystem politisch-kultureller Selbstbehauptung einer nationalen Ökonomie hatte in der späten Moderne nach dem Ersten Weltkrieg endgültig aufgehört zu bestehen. Das besiegte Deutschland bekam durch die entstandene Vorherrschaft der USA diesen Wandel in der Weimarer Republik zu spüren. Kaiser Wilhelm der Zweite konnte noch im letzten Abschnitt seines Kaiserreiches der Deutschen Bank den Auftrag erteilen, das Projekt „Bagdad Bahn“ im Interesse des Deutschen Reiches nicht nur zu finanzieren sondern auch zu bauen! Heute dagegen würde sich Josef Ackermann als Chef der Deutschen Bank schämen, wenn er vom eigenen Staat Geld annehmen müsste. Sein Deal beim Verkauf des Unternehmens Mannesmann dokumentiert das eigengesetzlich Denken der ideologisch ausgerichteten Finanzwelt im Sinne des global operierenden liberalen Kapitalismus, welcher sich nicht mehr im eigenen Staatssystem eingebunden begreift. Die Bezeichnung „Deutsche Bank“ ist daher längst aufgrund der Besitzverhältnisse ihrer internationalen Investmentbanker zum Etikettenschwindel dieses Kapitalismus verkommen!

Auch Karl Marx hat in seiner „Deutschen Ideologie“ den Beginn einer späteren funktionalistischen Spaltung des gesellschaftlichen Überbaus in der bürgerlichen Verkehrsform mit christlicher Semantik generalisierend vorausgesehen. Denn Marx kritisierte hier die patriarchalische Struktur eines arbeitsteilig versklavten Familienlebens, die mit der Protestantischen Ethik (Max Weber) des Bürgertums auftritt, welche vor allem der Frau ihre Gleichstellung zum Mann alttestamentarisch verweigerte. Diese Loslösung von unseren naturreligiösen Kategorien vorchristlichen Gemeinschaftslebens eroberte in den wachsender Stadtburgen am Ende des Mittelalters wie eine Neue Natur das Selbstverständnis des Bürgers. Hier begann die analoge Spaltung von Stadt und Land! Von der entstehenden Stadtzivilisation wurde nun seit der Reformation vor allem das Paradigma der Aufklärung als entsprechend säkulares Weltbild christlichen Ursprungs mit herrschender Denkwelt und mechanistisch-berechenbar unterworfener Körperwelt begünstigt. Die Bauern bekamen als Erste trotz ihres dem Evangelium geweihten Freiheitskampfes mit Luthers Verrat diese analoge Usurpation der Denkwelt über die Körperwelt zu spüren! Die vorgeschichtliche Naturherrschaft war erneut zur Naturbeherrschung dialektisch – nun christlich – umgekehrt worden!


Die eindimensionale „Scheibe“ als Bewusstseinsebene der
ausgehenden Moderne


Es ist das Verdienst von Horkheimer und Adorno, mit ihrer "Dialektik der Aufklärung" Licht in das Dunkel dieser instrumentalisierten Vernunft des bürgerlichen Liberalismus gebracht zu haben. Sie haben mit ihrer Darstellung der "Circe-Methode" die Rationale List als Methode des Odysseus, des vom "naturwüchsigen" Unterbau wegdriftenden kapitalistischen Liberalismus offen gelegt, der heute mit diesem extremistischen Freiheitsbegriff vor allem den Geist des Kapitalismus immer noch propagiert! Für diesen ist die moderne Gesellschaft eine eindimensionale Scheibe, wo der Schichtenbau evolutionärer Naturanpassung des Menschen „dichotomisch“ (Ralf Dahrendorf) im Denken stets ausgeschlossen werden muss Die Moderne versteht sich deshalb als eine eindimensionale Scheibe, um ihren naturwüchsigen Unterbau vom öffentlichen Diskurs auszuschließen. Das kommunikative Merkmal aller Ideologien des cartesianische Rationalismus tritt daher in jener Logik ans Licht, wo immer messerscharf geschlossen wird, dass nicht sein kann, was nicht darf! Besonders bei Ralf  Dahrendorf wird in seiner programmatischen Schrift „Gesellschaft und Demokratie in Deutschland“ [6] dieses eindimensionale Denken  in seiner undifferenzierten Beurteilung der evolutionsgerechten Soziologie eines Ferdinand Toennies deutlich. Seine schichtspezifische Unterscheidung von Kultur und Zivilisation, von naturwüchsiger Gemeinschaft und vertraglicher Gesellschaft wird von Dahrendorf im Sinne seiner fundamentlosen amerikanischen Gesellschafts- Gleichschaltung  als „Angewandte Aufklärung“ – ähnlich des in den USA immer noch vorherrschenden antidarwinistischen Creationimus – verdammt. In seiner entsprechenden soziologischen Bewertung stehen sich auf seiner eindimensionalen „Scheibe der Moderne“ Gemeinschaft und Gesellschaft als antimodernes Erbgut der „Deutschen Ideologie“ widersprüchlich  gegenüber, die in seiner ideologischen  Sicht nicht mit einem Neuen Denken aufgehoben gehören! Er versteht sie als Weggabelungen (Dichotomien) auf der Scheibe der Moderne, wo man sich nur für den paradigmatischen Weg der rationalistischen Weltdeutung  entscheiden darf. Dahrendorf verurteilt deswegen auch die Logik Hegels, welche in ihrem Evolutionsprozess die Negationen existenzieller Widersprüche in einer Synthese aufzuheben fordert! Diese „Deutsche Ideologie“ aber wurde von der cartesianischen Reaktion der Nachkriegsepoche im Sinne der westlichen Besatzungsmächte Kommunikativ ausgeblendet. Hier begannen dann die Denkausschlüsse jener „Herrschaftsfeien Kommunikation“, welche mit der von Dahrendorf geforderten pluralistischen  Konfliktgesellschaft an der Weggabelung den gemeinschaftlichen Hauptnenner der Republik im Sozialstaat als tragendes Fundament des Staates ausschloss! Eine pervertierte Freiheitsidee suchte jetzt die ursprüngliche Liberale Idee ideologisch heim. Sie mutierte zur Ideologie des Liberalismus. Die gesellschaftlichen Funktionssysteme begannen sich liberal zu verselbstständigen und ignorierten in einem neuen Sisyphosakt den Gemeinsinn nationaler Verantwortung.

Mit der beginnenden pluralistischen Atomisierung gesellschaftlicher Verhältnisse besonders nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Regie der westlichen Besatzungsmächte tritt nun der funktionalistische Vertragszustand in kraft, welcher die gemeinschaftlich zu "Bruch" gegangene Gesellschaft nicht mehr auf einen Hauptnenner der tragenden Schicht einer gemeinschaftlichen Lebenswelt bringen kann. Der gemeinschaftliche Nationalstaat beginnt zum pluralistischen Sozialstaat zu degenerieren!


[1] Siehe Karl Marx: „Deutsche Ideologie“ Seite 99. Fischer

[2] Vgl. Harold Lincke: „Instinktverlust und Symbolbildung“ Severin und Siedler

[3] Vgl. David Riesmann: „Die Einsame Masse“ Rowohld

[4] siehe Diskussion Helmut Schmidt mit Gerald Ford über den „Vorbildcharakter“ des „american way of life“

[5] Vgl. Ralf Dahrendorf:  “Die angewandte Aufklärung“  Fischer

[6] Siehe Ralf Dahrendorf: „Gesellschaft und Demokratie in Deutschland“ Seite 142-144  dtv

Ralf Dahrendort erinnert uns auch in seinem programmatischen Buch „Gesellschaft und Demokratie in Deutschland“ an die preußischen Industriepioniere, die diesen Weg der pluralistischen Atomisierung mit mobiler Entwurzelung des arbeitenden Menschen nicht mitgehen wollten. Im Mittelpunkt seiner Kritik steht die 1905 stattfindende Mannheimer Tagung des Vereins für Sozialpolitik, auf der Kirdorf als damaliger Chef der Kohle- und Stahlkonzerne sich gegen die Proletarisierung einer mobilen Arbeiterschaft aussprach, die nach liberalen Vorstellungen als Ware auf dem Arbeitsmarkt gehandelt werden sollte. Kirdorf betont in seinem Referat, das jedes namhafte Industrieunternehmen auf eine mit dem Unternehmen verbundene Belegschaft im Wettbewerb angewiesen ist, und sich alternativ mit einer auf dem liberalen Arbeitsmarkt als Ware zu beschaffenden Arbeiters vom Typ des austauschbaren Proletariers mit einer primitiven Arbeitsorganisation personalintensiv anpassen müsste. In seinem Filmwerk „Moderne Zeiten“ hat Charlie Chaplin diesen Typus satirisch in Szene gesetzt. Hier wurde die bei Ford in den USA seinerzeit vom Arbeitsorganisator Frederic Taylor entwickelte Fließbandarbeit mit ungelernten und austauschbaren Arbeitskräften im Sinne des liberalen Kapitalismus Wirklichkeit. Dahrendorf (ver)urteilt diese von den preußisch-deutschen Industriepionieren entgegen gesetzte soziale Entwicklungsforderung, weil sie ihre Arbeitskräfte mit einer Qualifizierung zu Fachkräften bodenständig an das Unternehmen binden wollten. Friederich Krupp ging sogar soweit, seine Stammbelegschaft im Umfeld seiner Werke als Kleinbauern anzusiedeln, um bei Produktionsschwankungen kein Stamm-Personal entlassen zu müssen. Diese Pioniere dachten nicht liberal sondern national, so das Urteil von Ralf Dahrendorf! Hierfür muss man ihm heute  besonders dankbar sein, weil er das nationale Denken der Industriepioniere auf den Wortstamm – natus est – also von Natur aus zurückgeführt hat, und ihnen nicht die rationalistische Entartung einer nationalistischen Ideologie vorgeworfen hat!!

Was ist nun in Deutschland im industriellen aber auch im mittelständischen Bereich aus der so genannten Arbeiterschaft geworden? Wer in der Industrie für die Arbeitsorganisation zuständig war, hat selbst bei den Betriebsräten keine   liberale Auffassung gegen bodenständige Arbeitskräfte feststellen können. Für den Arbeitsorganisator des Unternehmens bestand lediglich in der Kapazitätsplanung die Aufgabe, Urlaubsphasen während der Kartoffel- oder Getreideernte zeitlich einzuplanen. Diese Entwicklung ist im Unterschied zur Zeit der Industrialisierung heute trotzt des vorherrschenden Überbaus des liberalen Kapitalismus US-Amerikanischer Einflussnahmen weitgehend in diesem Sinne aus Wettbewerbsgründen national geblieben. Denn die  von der globalisierten Weltwirtschaft erzeugten Industriestrukturen zwangen erst recht jene Arbeitsnationen sich gegen die kosmopolitischen Kapitalnationen abzugrenzen, welche mit der US-Kapitalmacht (Leitwährung) und ihrer Londoner Trutzburg den Raubritterkapitalismus mit EURO- Dollars – analog zum Ende des Mittelalters – als technokratische Herrschaft der Stadt über das Land auszudehnen. Das Gleichgewichtsprinzip der latenten Weltordnung evolutionärer Prozesse antwortet auf diese geostrategische Kriminalität des Kapitalismus mit der zunächst noch latenten Gegenreaktion, dass wachsende Globalisierung zugleich zu einer Nationalisierung zwingt, die auf die Dauer eine systemische Weltökonomie erneuerter Nationalstaaten nach sich zieht! Denn sowohl die vom eigengesetzlichen Funktionssystem des liberalen Kapitalismus 1932 verursachte Weltwirtschaftskrise als auch die des Jahres 2008 wurden allein von den Nationalstaaten mit ihren im Sinne von Friederich List noch funktionierenden nationalen Ökonomien beherrscht und überwunden. Fazit:


Die Globalisierung zwingt die Völkerwelt zur systemischen
Koppelung ihrer nationalen Ökonomien zum
Systemganzen einer Neuen Weltwirtschaft!




“Das sozialistische „Sisyphosprojekt“


Auch Karl Marx war beherrscht vom cartesianischen Paradigma, wenn er die naturwüchsige Bewusstseinsinhalte und Verhaltensweisen mit den Kategorien des materialistischen Denkens der neuen zivilisatorischen Bewusstseinsphase unterstellend gleichsetzt. In dieser werden jedoch neue Qualitäten im Denken und Handeln des Menschen wach, die sich erst durch die Vergesellschaftung des Menschen mit domestizierender Arbeit und Arbeitsteilung, mit der Produktion der Lebensmittel und deren Tausch, mit der späteren Trennung von Stadt und Land, mit der individualistischen Dialektik des Sonder- und Allgemeininteresses, mit der patriarchalischen Christianisierung der Familienstrukturen ergeben hatten. Diese Fehlleistung wird in seiner "Deutschen Ideologie" in folgenden Textbeitrag besonders deutlich:

Mit der Teilung der Arbeit, in welcher alle diese Widersprüche gegeben sind und welche ihrerseits wieder auf der naturwüchsigen Teilung der Arbeit in der Familie und der Trennung der Gesellschaft in einzelne, einander entgegen gesetzte Familien beruht, ist zur gleicher Zeit auch die Verteilung und zwar die ungleiche, sowohl quantitative Verteilung der Arbeit und ihrer Produkte gegeben, also das Eigentum, das in der Familie, wo die Frau und die Kinder die Sklaven des Mannes sind, schon seinem Keim, seine erste Form hat. Die freilich noch sehr rohe, latente Sklaverei in der Familie ist das erste Eigentum, das übrigens hier schon vollkommen der Definition der modernen Ökonomen entspricht, nach der es die Verfügung über fremde Arbeitskraft ist. Übrigens sind Teilung der Arbeit und Privateigentum identische Ausdrücke – in dem Einen wird in Beziehung auf die Tätigkeit dasselbe ausgesagt, was in dem Anderen in Bezug auf das Produkt der Tätigkeit ausgesagt wird.

Ferner ist mit der Teilung der Arbeit zugleich der Widerspruch zwischen dem Interesse des einzelnen Individuums oder der einzelnen Familie und dem gemeinschaftlichen Interesse aller Individuen, die miteinander verkehren, gegeben; und zwar existiert dies gemeinschaftliche Interesse nicht bloß in der Vorstellung, als "Allgemeines", sondern zuerst in der Wirklichkeit als gegenseitige Abhängigkeit der Individuen, unter denen die Arbeit geteilt ist. Und endlich bietet uns die Teilung der Arbeit gleich das erste Beispiel davon dar, dass, solange die Tätigkeit also nicht freiwillig, sondern naturwüchsig geteilt ist, die eigene Tat des Menschen ihm zu einer fremde, gegenüberstehende Macht wird, die ihn unterjocht, statt dass er sie beherrscht. Sowie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat Jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muss es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will – während in der kommunistischen Gesellschaft, wo Jeder nicht einen ausschließenden Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe.

Soweit Karl Marx

Mit dieser Aussage wird die zeitgenössische Situation der industriellen Gründerzeit in die Anfangsphase der menschlichen Gattungsgeschichte projiziert, welche dem Adjektiv "naturwüchsig" in der marxschen Argumentation im Austausch zur realen „materialistischen“ Arbeitsteilung in der industriellen Gesellschaft dient. Marx stellte damit, um sein materialistisches Opium an den Mann bringen zu können, die evolutionäre Entwicklung wie Ralf Dahrendorf ebenfalls auf eine eindimensionale Scheibe  auf den Kopf! Beide folgen der „Rationalen List des Odysseus“ wie sie uns Adorno in seiner „Dialektik der Aufklärung“ geschildert hat. Die Geschichte wird wie eine Uhr auf „Null“ gestellt und auf der eindimensionalen Scheibe rationalistischer Welterklärung als berechenbare res extensa projiziert. Damit wird immer wieder das Zustandsmerkmal des von der Macht seiner ökologischen Nische stammesgeschichtlich geprägten Menschen, auch mit  der marxschen Alternative einer ideologischen "Freiwilligkeit" gegenüber der naturwüchsigen "Notwendigkeit" zum materialistischen Todesurteil der Naturverfassung des Menschen! Das System „Mensch und Natur“ erleidet mit der jeweiligen ideologischen Falschprogrammierung – ob kapitalistisch oder sozialistisch – seinen systemischen Absturz! Hier kommt bei Karl Marx das Denken in den Kategorien der cartesianischen Aufklärung immer wieder deutlich zum Tragen, wo doch die naturwüchsige "res extensa" sich der berechnenden "res cogitans" als undurchsichtiges, chaotisches Etwas darstellt, das mathematisch planvoll mit mechanistischen Gesellschaftssystemen zum Wohl "Aller" in "Ordnung" gebracht werden muss. "Es kommt darauf an, die Welt nicht zu erklären, sondern sie zu verändern!" (Karl Marx) Wenn dann noch Friedrich Engels in seinem "Anti-Dühring" den Typus des goethischen "Wagner" als eigentlichen Ansprechpartner der marxschen Veränderung dem "faustischen Menschen" gegenüberstellt, dann stellt sich für den Letzteren ein "Aha, deswegen also" ein!


Die ignorierte Warnung des „Tschechischen Frühlings“

Die Marktmechanismen als rückgekoppeltes Regelsystem von Bedarf und Bedarfsdeckung entsprechen zum Beispiel prinzipiell einer konstitutiven Denkweise der systemischen Naturverfassung des Menschen. Ihre Rückkoppelung funktionalistisch durch den zentralen Plan ideologisch und praktisch zu negieren (auszuschalten), musste den marxistischen Sozialismus schon in Konkurrenz zur bürgerlichen Gesellschaft scheitern lassen. Josef Stalin hatte noch in seinen letzten Jahren, wie auch vorher Lenin in der Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen von Ernst Mach (Streit mit Bogdanow) dieses vernetzte, multikausale und rückgekoppelte Denken der Kybernetik scharf verurteilt. Es rührte an der Machtgrundlage der monokausalen und finalistischen Ideologie des Leninismus-Marxismus und damit der Sowjetunion. Die Strukturprinzipien der Biokybernetik widersprachen dem "Demokratischen Zentralismus" und damit der Planwirtschaft. Denn in der evolutionären Natur sind die Organe eines Organismus in seiner holarchischen Struktur selbst regelnde und selbst steuernde Einheiten, die lediglich über ihren Kybernetes mit den Regeln des Gesamtsystems rückgekoppelt sind!

Fassen wir zusammen: Das sozialistische Experiment ist trotz seiner Absicht, die soziale Gerechtigkeit herzustellen, an der Negation des solidarischen Unterbaus mit seinem materialistischen Klassenbewusstsein gescheitert. Seine letzte Chance war nun der "Prager Frühling", wo mit der naturwüchsigen Humanisierung des Sozialismus durch das selbst bestimmende tschechische Volk die menschheitliche Gleichschaltung zur sowjetischen "animal farm" ihr Ende finden sollte. Die Moskauer Nomenklatura sah darin ihre "universalistische" Weltherrschaftsstrategie gefährdet und das, obwohl Stalin in seiner größten Not mit der Moskauer U-Bahn-Rede (1942) das vaterländische Motiv des russischen Volkes mobilisieren musste, um die sozialistisch vergesellschafteten Russen zum Widerstand gegen den faschistischen Feind mit der Idee des vaterländischen Krieges national aufzurichten! Inwieweit die erfolgreichen National-Kommunisten Chinas den moralischen Unterbau des Konfuzius als Grundmuster chinesischen Verhalten beibehalten haben, muss jedenfalls in diesem Zusammenhang vermutet werden.

Die Negation der bürgerlichen Gesellschaft ohne Aufhebung ihres Natur beherrschenden Motivs bedeutet nach den Regeln der Negativen Dialektik nur Umkehrung der klassen-spezifischen Machtverhältnisse, weiter nichts! Wenn man einmal davon absieht, dass nun das Verhalten des neuen "sozialistischen Menschen" mit einer kollektiven Verhaltenszwangsjacke ständig "motiviert" werden musste, kam es im Arbeiter- und Bauernstaat der DDR zur entlarvenden Feststellung ihrer Bevölkerung, "dass im Kapitalismus der Mensch den Menschen ausbeutet, im Sozialismus ist das genau umgekehrt!"

Was war eigentlich im staatskapitalistischen Sozialismus geschehen? Alle antreibenden Elemente der menschlichen Naturverfassung, die ihn ökonomisch zur Leistung motivierten, wurden vom sozialistischen Staatskapitalismus enteignet und zum Volkseigentum erklärt. Damit wurde der selbst zerstörerische Mechanismus, den Marx immer wieder in der Expropriation der Expropriateure, also in dem enteignenden Prozess der Kapitalkonzentration sah, vom Sozialismus munter als Aufhebung zum „Volkseigentum“ fortgeführt – Volkseigentum? Wo doch die Identität des Volkes in der Eigentumsbildung darin besteht, dass das konkrete Volk in Gestalt seiner Familien Eigentum als Frucht der Arbeit bilden kann! Nur in diesem konkreten identischen Verhältnis zum Eigentum ist die Entfremdungsfrage des Menschen lösbar! Eine Entäußerung (Arbeit) im dialektischen Denkprozess Hegels zum an- und- für- sich einer Selbsterkennung des arbeitenden Knechtes im Produkt der Arbeit, dürfte nach den Erfahrungen mit der industriellen Arbeit mehr als fragwürdig sein. Eher scheint sich diese mit dem aus der Arbeit erzielbaren identischen Eigentum zu ergeben! Aus dieser Identität entwickelt sich kein Kapitalismus! Denn dieser beginnt erst dann, wenn identisches Eigentum in Geld schöpfendes, anonymes Rendite-Kapital verwandelt werden kann, das den Sinn der Wertschöpfung des Kapitals eigengesetzlich aufgegeben hat. Derartige Kapitalkonzentrationen können als temporäre Anlagen ganze Regionen in wirtschaftliche Krisen stürzen, wenn bessere Renditen in anderen Regionen eine Abwanderung des Kapitals nach den Regeln des eindimensionalen Liberalismus Kapital als akkumulierte Arbeit ist also wie der Mensch nur unter den Bedingungen der allgemeinen Lebenssicherung der Völkerwelt entweder gut oder böse! Es ist eine Realität des hoch entwickelten Wirtschaftsprozesses, also notwendig. Der "Kapitalismus" beginnt erst dann, wenn der investive Kapitaleinsatz von so genannten "Investoren" geleistet wird, die mit dem jeweiligen Unternehmen nicht verbunden sind und ausschließlich anonym über die Börsennotierung an seiner Renditeoptimierung interessiert sind! Sie verkaufen dann ihre Aktienpakete, wenn zum Beispiel das Unternehmen wirtschaftliche Anpassungsprozesse mit Renditeeinbußen und sinkenden Börsenkursen durchlaufen muss. Im Regelfall wirkt sich ein derartiger parasitärer Kapitaleinsatz für ein Unternehmen aber auch für ein Wirtschaftsgebiet (siehe Asienkrise durch Herrn Soros) einschließlich seiner personellen Ressourcen verheerend aus, wenn dieser eine überproportionale Größenordnung zum Stammkapital angenommen hat. Solche Unternehmen werden dann leicht zum Spielball der neuen globalen Form des kosmopolitischen "Raubritterkapitalismus", der mit fiktivem Kapital (z.B. Eurodollars) die Weltwirtschaft bedroht! Eine Weltgefahr, welche eine neu definierte "Nationale Ökonomie" globalen Zuschnitts noch bannen muss. Der Staatskapitalismus ist dagegen im Vergleich zu dieser privaten Kapitalkonzentration ein politisches Instrument zum Zweck einer totalitären Machtausübung über den Wirtschaftsprozess nach Maßgabe eines zentralen Planes ohne Marktrückkoppelung des Bedarfs. Er manifestiert das Prinzip einer Nutztierversorgung. Mit der "Planerfüllung" eines derartigen Unternehmens werden Kosten-Nutzen-Analysen durch den ausgeschalteten wirtschaftlichen Wettbewerb verstaatlichter Produktionsstätten überflüssig. Der wirtschaftliche Niedergang ist vorprogrammiert! Wer nach der Wende in Russland eine industrielle Beratertätigkeit ausüben musste, stellte fest, dass Karl Marx mit seiner Prognose Recht hatte. Denn den privatkapitalistischen Prozess mit dem Sozialismus nur staatskapitalistisch umzukehren, hat Russland nur eine „Wiederherstellung der alten Scheiße“ eingebracht. Die Lebensverhältnisse der durchschnittlichen Russen nach dreiundsiebzig Jahren Sozialismus gaben der marxschen Prognose Recht!

In Deutschland sollte alternativ ein "naturwüchsiger" Sozialismus jedenfalls den Kapitalbedarf derartiger Unternehmen in der Verfügungsgewalt von eigenen Genossenschaftsbanken regeln! Schon das geplante Gespräch zwischen Reichskanzler Bismarck und dem damaligen SPD-Vorsitzenden Ferdinand Lassalle hatte die Finanzierung der Arbeiterproduktiv-Genossenschaften zum Ziel, um in Preußen einen gesellschaftlichen Klassenkampf schon im Ansatz zu vermeiden. Diese Grundregel der Naturverfassung wird in der bürgerlichen Industriegesellschaft durch den sich verselbständigenden Funktionalismus aller für sich bestehenden Gesellschaftssysteme – vor allem des Kapitals – systematisch zerstört. Die liberale Konfliktgesellschaft (Ralf Dahrendorf) kennt weder eine gesellschaftliche Synthese im Staat, noch wird ihr Bewusstsein von einem symbiotischen Hauptnenner getragen, welcher den synergetischen Gemeinsinn als notwendige Lebensgrundlage im Auge behält. (Ludwig Ehrhards „Formierte Gesellschaft.) Die eindimensional liberalisierte Gesellschaft ist pluralistisch lähmend atomisiert. Ihre Gesellschaftsbausteine driften negativ dialektisch ohne zentripetale Gegenkraft zentrifugal auseinander. So kann sich auch Arbeit und Kapital eigengesetzlich als Macht über das private Eigentum und den Staat erheben. Also ein Vorgang, der einer praktischen Enteignung wie im sozialistischen Staatskapitalismus entspricht. Die marxistische "Alternative" hat also diesen Funktionalismus der liberalen Gesellschaft nicht aufgehoben sondern nur radikalisierend umgekehrt!

Das mit seiner Belegschaft patriarchalisch verbundene Unternehmen gehört inzwischen weitgehend der Vergangenheit an. Wie im Sozialismus beherrscht nun der kapitalistische Technokrat zunehmend die Unternehmensführung. Er wird wie im staatskapitalistischen Sozialismus alternativ hier vom privaten Kapital in sein Amt eingesetzt. Die Belegschaft wird damit oft zur Manövriermasse seiner Verpflichtung gegenüber den Kapitalinteressen, die sich im Aufsichtsrat konstituiert haben. Mit dem sich immer stärker ausprägenden Einfluss des kosmopolitischen "Raubritter-Kapitals" (Altkanzler Helmut Schmidt) werden heute den technokratisch geführten Unternehmen Renditen abverlangt, welche nicht nur zu Lasten der Belegschaften gehen, sondern auch den finanziellen Spielraum für Forschung und Entwicklung immer mehr einengen. Besonders Deutschland ist nach der Wende aufgrund seiner antinationalen, industriellen Strukturpolitik diesem negativen Trend unterworfen. Die Flucht in das billigere Ausland schafft technokratisch geführten Unternehmen auf Kosten des von deutschen Belegschaften erarbeiteten Produktions- und Lebensstandards einen kurzfristigen Spielraum der Finanzkraft gegenüber der Konkurrenz und den Renditeansprüchen der Aktionäre. Damit wird die industrielle Basis in Deutschland von solchen dem Globalismus unterworfenen Banken und Unternehmen systematisch ausgehöhlt. Dieser hat sich nach dem Ost-West Konflikt infolge des Weltherrschaftsanspruchs der USA zum neuen weltumspannenden liberalen Funktionalismus herausgebildet, um die nationalen Ökonomien gleichzuschalten. Das sich bei unseren Eliten besonders gegenüber den USA durchgesetzte Protektoratsdenken führt nun zu immer größeren "menschheitlichen" (Hans Olaf Henkel) Eigentoren, die das industrielle Standbein Deutschlands dem "Krückenzustand" entgegengehen lässt. Besonders die Identität der Produkte und Produktion, die uns einst mit dem "Made in Germany" motivierte, den Leistungsstandard in "unserer" Arbeit hoch zu halten, wird zudem durch die EU-Gleichhaltungs-methoden, wie zum Beispiel die ISO 9000 nivelliert. Wenn dann noch der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Daimler Benz AG diese "menschheitlich" zur Daimler Chrysler "Welt- AG“ vom deutschen Boden abheben ließ, können nur ausländische Kritiker seit seinem Vorgänger eine Spur der industriellen Vernichtung (angefangen bei der AEG) ohne Skrupel feststellen. Ähnliche Tendenzen scheinen die Deutsche Bank zu bewegen, wo man sich aufgrund ihres internationalen Geschäftsgebarens im Investmentgeschäft danach fragen muss, warum sie sich eigentlich noch in ihrem Banklogo mit dem "Deutschen" identifiziert? Anscheinend hat sich hier der ökonomische Häutungsprozess zu einer
identitätslosen globalen Existenzform, wie sie von Hans Olaf Henkel [1] nach dem Muster der US-amerikanischen Vorwegnahme einer Weltgesellschaft propagiert worden war, im Denken der Technokraten voll durchgesetzt. In diesem vom US-Amerikanischen Liberalismus ausgehenden Prozess zur eigengesetzlichen Macht eines überstaatlich vernetzten Weltfinanz- und Wirtschaftssystem (Global- Player), bleibt der Staaten- und Völkerwelt nur noch die Rolle eines Statisten in diesem Spiel! Doch dieses von den eigentlichen Bedürfnissen und Strukturen der globalen Lebenswelt abgehobene kosmopolitische Spiel ist nun seit der zweiten Weltwirtschaftskrise von 2008 auch sichtbar zum Scheitern verurteilt. Denn dieser Krieg der „Stadt gegen das Land“ sägt sich den Ast ab, auf dem auch die städtische Zivilisation sitzt! Wir können jedoch Karl Marx beruhigen, die Parallelform des eindimensionalen Liberalismus ist als radikalisierte Kehrseite im Leninismus-Marxismus in Gestalt des Sozialismus zwar gescheitert, aber der Prozess des abgehobenen liberalistischen Kapitalismus in Richtung eines globalen Kulminations-Produktes würde auf technokratischem Wege mit sich verschärfenden neuen Parametern weiter gehen!! Gott sei Dank wissen wir heute, dass der Natur entfremdete Sozialismus keine Alternative mehr zum Gesellschaftssystem der kapitalistischen  Naturbeherrschung im Zeichen des eindimensionalen Liberalismus mehr ist. Also war der Junghegelianer Karl Marx doch auf dem richtigen Weg!



[1] Vgl. Hans Olaf Henkel: „Die Ethik des Erfolgs“; Econ Verlag


Die Systemische Alternative zur Kapitalistischen
Altbausanierung der Bundesrepublik Deutschland


Die gegenwärtig zu Ende gehende Nachkriegsepoche zeigt dagegen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges das totale Scheitern aller ideologischen Konstruktionen der rationalistischen Moderne als einseitig codierte Funktionssysteme rein gesellschaftlicher Machterhaltung und Naturbeherrschung. Dieser Bewusstseins-Prozess beschränkt sich nicht allein auf eine neue Sicht der Dinge. Er ist mit der Globalisierung auch ein praktischer Fall geworden, der zum Handeln zwingt! Denn die von den Industrie-Nationen inzwischen hoch entwickelte industrielle Produktionsweise kann jetzt unter dem liberalistischen Diktat kapitalistischer Vorherrschaft weltweit dorthin verlagert werden, wo niedrige Produktionskosten (Personal) die Rendite erhöhen. Gleichzeitig ist die industrielle Produktion in den Schwellenländern ebenfalls angewachsen, die mit ihrem Export zu Konkurrenten der klassischen Industrienationen auf dem Weltmarkt geworden sind. Das zwingt die Industrienationen sich quantitativ als auch qualitativ dieser Entwicklung anzupassen, welche besonders die kopflastigen Industriestrukturen betrifft! Wenn nun in den alten Industrienationen jene klägliche Gegenreaktion mit dem herrschenden liberalistischen Code gleichgeschalteter Gesellschaftssysteme weiter dieser Entwicklung zu begegnen sucht, dann dürfte der nächste Sisyphos-Absturz (wie 1932 und 2008) uns sicher sein! 

Denn eine technokratische Struktur konkurrierender gesellschaftlicher Kräfte überlagert hier pluralistisch herrschend das System der entmachteten Lebenswelt, die ihr Interesse als kulturelles Systemganzes nicht mehr zur Geltung bringen kann! Sie hat unter dem liberalistischen Diktat des kapitalistischen Funktionssystems strukturell ihre systemimmanente Selbsterzeugungskraft naturwüchsiger Gestaltung des  Lebenssystems in Koppelung mit ihrem ökologischen Umweltsystem weitgehend eingebüßt. Der Einzelne folgt nun direkt oder indirekt technokratisch dem einseitigen Code ökonomischer Optimierung seiner Anspruchsgesellschaft, die sich jetzt immer mehr dem herrschenden soziokratischen Funktionssystem gesellschaftlicher Interessen eines Erwerbs- und Konsumbürgers beugt! (David Riesmann) [1] Das soziologische Lebenssystem hat hier seine volksherrschaftliche Qualität durch die Inthronisierung des funktionalistischen Codes ökonomischer Optimierung gesellschaftlicher Ansprüche verloren. Damit erlischt auch die Fähigkeit (Selbstreferenz) aus den Systemelementen der eigenen Kultur die Selbsterzeugung einer gemeinsamen Weiterentwicklung und Willensbildung als treibendes Fundament gesellschaftlicher Entwicklung und Integration naturrechtlich wirksam werden zu lassen! Eine kulturell fremde Okkupation wird selbstbetrügerisch als Integration vom technokratisch codierten Herrschaftssystem erklärt! Es wird immer mehr auffällig, dass wir in dieser Schicksalsfrage auch von einigen Amtsträgern des Parteiensystems der Bundesrepublik  derartige Kapitulationen zur Kenntnis nehmen müssen?! Es fehlt – wie bereits erwähnt – ein republikanischer Algorithmus (systemische Regierungsregel) in Gestalt eines entsprechenden Verfassungsorgans des volksherrschaftlichen Systemganzen! Wie bereits erwähnt, wurde in unserer verfassungsgebenden Versammlung dieser – aufgrund der Erfahrungen mit der Weimarer Republik – besonders von Carlo Schmid (SPD) als Senat einst gefordert! Die Deutsche Republik sollte wieder die Systemqualität einer souveränen Kulturnation annehmen, die eine Wiederholung der Weimarer Republik ausschließt! Das ist uns von den Besatzungsmächten jedoch verwehrt worden!!

Es gilt jetzt überparteilich den demokratischen Nationalstaat als Ausdruck eines nicht nur wiedervereinigten Deutschlands sondern auch eines wieder geeinten Deutschen Volkes als Willensgemeinschaft staatlicher Selbstbehauptung in einer solidarischen Völkerwelt freier nationaler Vielfalt wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.



[1] Vgl. David Riesmann: "Die einsame Masse" Rowohlt


 




















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Wenn dann noch Jürgen Habermas die Prognose stellt, dass die Lebenswelt nur dann von der technokratischen Herrschaft ihrer Selbstentfremdung befreit werden kann, wenn der Kapitalismus besiegt worden ist, wird klar, das seine Philosophie von einem Denkzwang beherrscht wird, der Ursache und Wirkung verwechselt! Denn welche Lebenswelt meint er eigentlich? Die gesellschaftliche einer technokratischen Naturbeherrschung oder die gemeinschaftliche einer Kultur der Freiheit, die wir aufgrund der westlichen Vorherrschaft  nach dem soziologischen Muster der US-Gesellschaft mit dem pluralistischen Sozialstaat aufgeben mussten?! Den Markstein dieser sich durchsetzenden Entwicklung dürfte 1969 der Koalitionspartner F.D.P. mit seiner gesellschaftspolitischen Leitlinie für die sozialliberale Koalition gesetzt haben, welcher im Sinne der 68iger Studentenrebellion den parteilichen Pluralismus der westlichen Besatzungsmächte nun auch zum gesellschaftlichen Anliegen ihrer „emanzipierten“ Individuen erklärt hatte. Dieses liberale Bürgerrecht schaffte de facto das Völkerrecht nach innen ab! Damit war der gemeinschaftliche Zusammenhalt des Staatsvolkes der Bundesrepublik pluralistisch infrage gestellt worden. In der Republik von Weimar konnte schon nach 1918 trotz des späteren – der alten monarchischen Ordnung noch verhafteten – Reichspräsidenten Hindenburg dieses Parteienverständnis ohne gemeinschaftlichen Zusammenhalt des Staatsvolkes den Jakobineschen Machtansprüchen von Rechts und Links republikanisch kein Paroli bieten! So kamen Faschisten und Kommunisten angesichts der Massennot (erste Weltwirtschaftskrise) letztlich nur noch als Retter infrage! Doch selbst die Nationalsozialisten mussten für ihre jakobinesche Machtergreifung wegen ihrer fehlenden Mehrheit die Koalition der Deutsch Nationalen Volkspartei (Harzburger Front) in Anspruch nehmen, so dass diese Schicksalswahl kein deutscher Volksentscheid war! Wer diese Tatsache heute angesichts des Endes der Besatzungszwänge in Deutschland immer noch in Zweifel zieht, um dem deutschen Volk in diesem entscheidenden Punkt die kollektive Schuld an der Machtergreifung des Nationalsozialismus zu geben, der will hinter dieser Lügenwand die gleiche – durch die westlichen Besatzungsmächte erzwungene – Fehlentwicklung in unserer Republik sanktionieren!

 

























Pz 2009

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Denn die eigentliche Ursache der Schwächung demokratischer Integrationskraft entstand schon 1917 während des Ersten Weltkrieges, als der amerikanische Präsident Woodrow Wilson die Abdankung des Deutschen Kaisers als integrierende Kraft des Deutschen Volkes forderte. Hiergegen wandten sich 1917 in ihrem Beitrag "Der Kaiser imVolksstaat" [1] im Sinne der einstigen Paulskirchen-Manifestation Theodor Heuss und Friederich Naumann als Liberale der Revolution von 1848!

Doch mit der noch verschärften Restauration von Weimar durch die Besatzungsmächte konnte sich die anachronistische Systemfeindlichkeit einer "Kritischen Theorie" jener Frankfurter Schule für Sozialforschung mit einer seit 1968 zunehmend herrschenden linksliberalen Verfassungswirklichkeit durchsetzen können. Sie hatte die Parole "Das Ganze ist das Unwahre" auf ihre Fahne geschrieben! So gelangte das individualistisch umgekehrte kollektive Verständnis der Nazis codiert zur gesellschaftlichen Grundlage der damaligen Sozial-Liberalen Koalition. In der darauf folgenden Gesetzgebung – zum Beispiel im Betriebsverfassungsgesetz – spiegelte sich dieser Wandel zur anti-systemischen Konfliktgesellschaft wider. Der negierende Gegensatz von Kapital und Arbeit wurde damit systemisch nicht aufgehoben. Er gerann zu einem ritualisierten Klassenkampf im entsprechenden System der "Volksparteien ohne Volk" einer Bundesrepublik, welche die gescheiterte Republik von Weimar nun erst recht mit dem absolutistischen Selbstverständnis einer Parteienherrschaft wiederholte. Die linksliberale Verfassungswirklichkeit wurde nun in der Willensbildung wirksam, die mit ihren parteilichen "Mitte" fokussierend nur einen jeweiligen gesellschaftlichen Prozentsatz der "Bevölkerung" als Klientel in der westdeutschen Republik erfasste. Das Deutsche Volk zerfiel in Parteienvölker, um als Konsumidioten Opfer der sich verselbstständigten Funktionssysteme  einer pluralistischen Gesellschaft zu werden, die immer wieder ihrem Absturz entgegen geht!


Der Abschied vom pluralistischen Sisyphosprojekt

Mit seiner Wahl im Mai 2009 zum Bundespräsidenten deutete Horst Köhler seinen Deutschen Landsleuten an, dass er sich in seiner letzten Amtsperiode für die Wahl des Präsidentenamtes durch das Staatsvolk der Deutschen einsetzen werde. Mit diesem Durchbruch bekäme endlich die einseitige immer noch pluralistische Willensbekundung der Gesellschaft den demokratischen Hauptnenner eines  „volonte generale“ des Volkes zu spüren, der als Gegengewicht in der Willensbildung die Gesellschaft – im Sinne ihres gemeinschaftlichen Zusammenhaltes als Nation – demokratisch formiert! Das einbeinige Humpeln der von den westlichen Besatzungsmächten deformierten Bundesrepublik hätte endlich ein Ende. Es geht dann vor allem mit der Rückkehr zum demokratischen Nationalstaat um die Integration aller gesellschaftlichen Funktionssysteme in den republikanischen Staat, die sich wieder dem Dienst am Ganzen unterzuordnen haben. Die Restauration von Weimar fände dann nachhaltig sein Ende. Nur so kann auch jenes besatzungskonforme „political correctnes“ überwunden werden, welches uns soziologisch mit seiner negativen Umkehrung der kollektiven Nazisentenz „Du bist Nichts, dein Volk ist Alles“ die pluralistische Vergesellschaftung des Volkes als eine „Wiederherstellung“ im Sinne von Karl Marx eingebracht hat. Auch die für diese Perversion immer noch rechtfertigende Nachkriegssoziologie von Ralf Dahrendorf bis Jürgen Habermas gilt nun die Erkenntnis, dass wer seine ideologische Negation nicht negiert, wird zuletzt selbst negiert!!

Ende des Dritten Buchteils  „Das Ganze ist doch das Wahre“



[1] Vgl. Friederich Naumann: "Der Kaiser im Volksstaat" Schriften zur inneren Politik im "Fortschritt" Verlag 1917

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