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Das Ganze ist doch das Wahre - Einführung in die 4 Buchteile

Das Ganze ist doch das Wahre _______________________________________

 

Lothar Penz

Das Ganze

ist doch das Wahre  

 

Einführung in die 4 Buchteile

ISBN 9 783844 809343

 

 

 

 

 

 


Vorwort

Dieser Buchbeitrag folgt der wachsenden Erkenntnis über das Wesen der „Kritischen Theorie“, welches die Frankfurter Schule für Sozialforschung mit der linksliberalen Verfassungswirklichkeit bei uns hat durchsetzen können. Denn deren pluralistisches Sozialkonzept individualistischer Vereinzelung ist mit der These „Das Ganze ist das Unwahre“ als Paradigma der westlichen Nachkriegsordnung am Ende ihrer Glaubwürdigkeit angelangt. Die hier jetzt erkennbar gewordene Umkehrung des massengesellschaftlichen Aufklärungsbetruges der nationalsozialistischen Ideologie, – „du bist nichts, dein Volk ist alles“ zum „du bist alles, dein Volk ist nichts“ – hat den egalitären Totalitarismus der französischen Revolution mit umkehrender Logik nur erneuert! Das unteilbare Ganze naturrechtlicher Freiheitsrechte des Menschen und seinerVölker ist wieder damit infrage gestellt worden! Jetzt droht uns mit diesem egalitären Menschenrecht eine pluralistische Vergesellschaftung unserer natürlichen Lebenswelt, die nur materialistisch korrumpiert beherrscht werden kann. Der Wachstumswahn fehlender ökologischer Rückkoppelung der Völkerwelt ist die Folge! Er hat sich zur selbst zerstörerischen Systemgrundlage in globaler Dimension entwickeln können! Dieser Buchbeitrag versucht, nach dem Motto „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ einer humanistischen Alternative den „Dritten Weg“ der Aufhebung dieser gegensätzlichen Extreme des Unwahren in der Mitte des Volkes zu bahnen. Daher geht es jetzt darum, eine zukünftige Sozialordnung nicht mehr von oben den Bedingungen technokratischer Alleinherrschaft sozialistisch oder liberalistisch zu unterwerfen, sondern diese solidarisch auf das Fundament unserer naturrechtlichen Lebenswelt zu stellen.

Das Ganze muss vom Unwahren befreit werden!

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

      Impressum
     Vorwort
     Inhaltsverzeichnis
     Einführung in das tabuisierte Existenzproblem der Deutschen
     Vorbemerkung

 

 

    Erstes Buch

    Das unvollendete Grundgesetz hat die Bundesrepublik zu
    einem pluralistischen Gesellschaftsstaat deformiert

Die unvollendete Republik
   Die Intervention der Besatzungsmächte
    Mit dem alliierten Besatzungsstatut zum westdeutschen Protektorat
    Vom Antisemitismus zum Antigermanismus?
    Die „Kritische Theorie“ als versuchte Dekonstruktion der humanistischen Denkwelt in der Nachkriegs-Moderne
    Gegen den Volksgeist oder der Antiweltgeist über uns
    Die Moderne – ein nicht zu „Vollendendes Projekt“
Der Selbstbetrug der parteilichen „Mitten“
     Nun, was sind die Konsequenzen für jene, die dem Gedanken der Volks-Souveränität treu geblieben sind?
Die „Negative Dialektik“ im Parteien-System des Eindimensionalen
Liberalismus
     Wann verlor Deutschland seine integrative „Mitte“?
Die multikulturelle Ideologie als ökologische Grabpflege der Kulturvölker
     Jürgen Habermas gegen Niklas Luhmann oder der Paradigmenwechsel in der Moderne kündigt sich an
Das industrielle Troja und der multikulturelle Rassismus
     Der „Antirassismus“ als trojanisches Pferd fremdrassistischer Einwanderungs Politik
Hans Olaf Henkels globalisierte Gesellschaft oder die Flucht aus der kollektiven Depression der Deutschen
     Das lähmende Trauma
     Welche Ethik führt zum Erfolg?
     Das Paradoxon der Globalisierung
     Die „eigentliche“ globalisierte Gesellschaft
     Zurück oder Voraus?
Die Zivilisation frisst ihre Kinder
     Die technokratische Zivilisation als Substanz verzehrendes „Schwarzes Loch“
     Die „Formierte Gesellschaft“
Der technokratische Pluralismus und seine Biokratische Alternative
     Unser „nation building“ fehlt bis heute
Zurück oder Voraus zur Natur?
     Eine „Geistig-Moralische Wende“ bleibt das Ziel!
     Die kohlsche Rechnung ohne den Wirt
     An sich hatte Kohl Recht
Die Emanzipation der Deutschen zur demokratischen Nation
     Ein erster befreiender Schritt zur „Demokratischen Reformation“

Zweites Buch

Die „Kritische Theorie“ als versuchte Dekonstruktion der
humanistischen Denkwelt in der Nachkriegs-Moderne

 

       Der Tabubruch
           Die „Abklärung“ über die Aufklärung
       Die Dialektik der Aufkärung
           Die Dichotomisten der aufklärerischen Moderne
       Die Kritische Theorie
           Der fehlende Zirkelschluss der „Kritischen Theorie“
           Adorno, widersprüchlicher Meisterdenker einer Denkweise
       Die radikalisierte Aufklärung
            Eine Soziologie unter dem Besatzungsstatut
            Die Herrschaft des „herrschaftsfreien Diskurses“
            Der deutsche „Odysseus“ der Nachkriegsepoche
       Eine kurze systemtheoretische Bewertung der Kommunikativen Diskurstheorie von Jürgen Habermas
       Die auseinanderdriftende Moderne

 

     

     Drittes Buch

     Der pluralistische Sozialstaat ein Sisyphosprojekt des
     kapitalistisch oder sozialistisch entmachteten Volkes

 

Welches Sein bestimmt heute unser Bewusstsein
     Logik kontra Logos
Die Kontroverse Lenin – Bogdanow oder das Kybernetische Zeitalter kündigt sich an
Der Marxismus oder die materialistische Umkehrung Hegels
     Die materialistische Wende des Karl Marx
Die technokratische Überwindung des so genannten „Naturwüchsigkeit“ im Kapitalismus wie im Marxismus
     Die eindimensionale „Weltscheibe“ als Bewusstseinsebene der ausgehenden Moderne
Das sozialistische „Sisyphosprojekt“
Die ignorierte Warnung des „Tschechoslowakischen Frühlings“
Die Systemische Alternative zur Kapitalistischen Altbausanierung der
Bundesrepublik Deutschland
                                                                                                                                      Der Abschied vom pluralistischen Sisyphosprojekt

Viertes Buch
Die Re-Evolution als Abklärung der unaufgeklärten
Aufklärung auf einem „Dritten Weg“

Vorbemerkung
An der Schwelle eines notwendigen re-evolutionären Denkens

     Die damaligen FDP-Thesen von Karl Herrmann Flach
     Kohls „Geistig-Moralische Wende“ scheiterte daher am „Aufklärungsbetrug“ der Nachkriegsordnung
     Von Lenin über Bogdanow zrück zu Karl Marx
Was muss jetzt endlich abgeklärt werden?
     Raus aus dem cartesianischen Teufelskreis der „Unvollendeten Moderne“
     Systemische Bedingungen und Grenze gesellschaftlicher und kultureller Integration fremder Einwanderung in      Kulturnationen
     Das jakobinesche Erbe der Französischen Revolution mutiert im Zweiten Weltkrieg zum globalen Vernichtungskrieg der      Völker
     Nie wieder „Weimar“?
Die Zerstörung des Nationalstaates durch den pluralistischen Sozialstaat kapitalistischer Beherrschung
     Der Sisyphoswahn des überstaatlichen Kapitalismus und seine weltwirtschaftlichen Folgen
     Die Strukturmängel des offenen Sozialstaates der Nachkriegsordnung
     Die Kontrahenten in der deutschen Staatsauffassung
Das kulturelle Pendel der Deutschen im Stillstand des multikulturellen Universalismus
Welcher Code in unserer Kultur der Freiheit kann uns jetzt bewegen, als demokratische Nation wieder aufzustehen?
Im cartesianischen Teufelskreis wird uns immer wieder eine totalitäre „Reise nach Außen“ bedrohen

     Positive oder negative Rückkoppelung?
Von der Lebensphilosophie zu den Lebenswissenschaften
     Der Mensch, Irrläufer der biologischen oder kulturellen Evolution?
     Hoimar von Ditfurths „Strukturbildung von Unten, Integration von Oben“ als koinzidente Kräfte evolutionärer      Entwicklung
     Die „Gestalt-Wahrnehmung“ als Schlüssel evolutionärer Erkenntnis
     In der Gefangenschaft des gespaltenen Denkens
Ansätze eines biokybernetischen Strukturwandesl in Industrie und Gesellschaft
     Rudolf Diesel und Heinrich Pesch SJ als Protagonisten des solidarischen Genossenschaftsgedankens lebensweltlicher      Prägung
     Von der Fließband- zur autonomen Gruppenarbeit
Systemisch gesicherte Vielfalt oder gleichschaltender Universalismus
     Die Deutsche Frage kann daher nicht mit technokratischen Verträgen und Strukturen gelöst werden
     Auf dem „Dritten Weg“ jenseits der negativen „Rechts-Links-Spaltung“ voraus zur Freiheit unserer Kultur! – Eine letzte      Zusammenfassung

Einführung in das tabuisierte Existenzproblem der Deutschen

Vorbemerkung

Dieser Buchbeitrag richtet sich nicht an eine Partei des politischen Spektrums der Bundesrepublik Deutschland, sondern versucht überparteilich ein Bewusstsein in den Parteien im Interesse des ganzen Deutschen Volkes provozierend zu erzeugen! Es soll einen Republikanischen Grundkonsens in den Parteien entstehen lassen, der bereit ist, reformatorisch die technokratischen Strukturen als Erbe der Besatzungszeit Schritt für Schritt in demokratische eines souveränen Staatsvolkes und einer entsprechenden Republik zu ändern. Hierbei wird nicht ausgeschlossen, dass eine oder mehrere demokratische Parteien in dieser Existenzfrage die Initiative ergreifen. Nach über 60 Jahren und neuen Generationen ist die Zeit reif, die von den Besatzungsmächten bestimmte Nachkriegsordnung in Deutschland radikal zu beenden.

 

Der Entschluss, diesen Buchbeitrag zu schreiben, wurde von mir nach einer Gedenkveranstaltung zum 100. Geburtstag von Theodor Adorno in Frankfurt am Main gefasst. Mein damaliger Vortrag im September 2003 ging von seinem Leitspruch „Das Ganze ist das Unwahre“ aus, welcher das Denken der „Kritischen Theorie“ jener Frankfurter Schule für Sozialforschung prägte. Inhaltlich spiegelte er meine Beobachtungen und Erfahrungen wider, die jene „Kritische Theorie“ in den Denkstrukturen des politischen Systems der Bundesrepublik besonders seit 1968 hinterlassen hat. Diese konzentrierten sich auf den spezifisch linksliberalen Teil der politischen Klasse, der Medien und nicht zuletzt der Hochschulen, wo ein meinungsführender Teil der Politologen diese Denkstrukturen zur dominierenden Geltung gebracht haben. Im öffentlichen Leben der Bundesrepublik haben diese inzwischen verinnerlicht das deformierte Parteiensystem ergriffen, und damit eine entsprechende linksliberale Verfassungswirklichkeit geschaffen, welche bewusst oder unbewusst das Besatzungsstatut als Oberverfassung weiterhin anerkennt. Das Denken in diesen Kategorien zwingt im Sinne einer „Negativen Dialektik“ zu einem tabuisierenden Denkausschluss, der besonders mit der Parole „Gegen Rechts“ die Gesellschafts- und Volkstragende Koinzidenz der Denk- und Handlungsstrukturen von Rechts und Links in der Demokratie amputiert hat. Diese Amputation des demokratischen Dualismus durch ein herrschendes System linksliberaler „Mitten“ rein gesellschaftlicher Administration hat den Raum demokratischer Willensbildung an den Rändern für die Negative Dialektik der Extreme von rechts und links erst recht wieder freigemacht. Die drei Bezugsebenen des Politischen in der Demokratie wie Staat, Gesellschaft und kulturelle Gemeinschaft sind mit dieser Verfassungswirklichkeit auf Staat und Gesellschaft ohne eine überparteiliche Mitte der demokratischen Repräsentanz des ganzen Staatsvolkes beschränkt worden. Unser Wir ist einer linksliberalen Apartheid unterworfen worden. Es fehlt – wie von Carlo Schmid (SPD) im Parlamentarischen Rat als „Archetypus“ vorgeschlagen – ein integratives Verfassungsorgan als integrierender „Hauptnenner“ der Republik. Die deutsche Administration unserer unvollendeten Republik hat damit faktisch das Besatzungsstatut als virtuellen „Kopf“ übernommen und verhinderte infolgedessen nach der Wende die grundgesetzliche Metamorphose zu einer demokratischen Nation. Somit ist unsere Demokratie deformiert und vom Geist der Freiheit im Sinne Hegels „Volksgeist“ verlassen worden.
Diesen Themenkomplex behandelt das Erste Buch unter dem Titel eines „Unvollendeten Grundgesetzes“ mit seiner nicht befolgten Forderung, welche von uns „eigentlich“ nach Wiedererlangung der staatlichen Einheit auch die des Volkes fordert, um gemeinsam mit den Ostdeutschen das Grundgesetz in den Status einer Nationalverfassung zu erheben.
Die westdeutsche Bundesrepublik repräsentiert daher in der Realität nur einen Staatenbund der alten Bundesländer mit den neuen Bundesländern, dem der Eros einer nationalen Volkseinheit fehlt. Im geschichtlichen Zyklus der Kulturellen Selbsterzeugung haben die Deutschen damit ihr Selbst im Bewusstsein „an und für sich“ verloren. Sie sprechen in der politischen Dimension nur noch in der Regel von den „Deutschen“ wo sie „Wir“ sagen müssten. Wir stehen deshalb unausweichlich vor einer kulturellen Emanzipation unserer deutschen Identität als Kulturnation, die diese Apartheid technokratischer Gesellschaftsinteressen gegenüber den ausgeschlossenen Volksinteressen radikal überwindet! „Die deformierte Demokratie“ war auch der Titel eines Buches[1] des ehemaligen Verteidigungsministers Dr. Hans Apel (SPD), welches 1991 erschien, um das aus der Besatzungszeit hervorgegangene Parteiensystem einer kritischen Untersuchung zu unterziehen. Denn es fiel inzwischen selbst herausragenden patriotischen Politikern der nun inzwischen mehr gesellschaftlich zurückentwickelten SPD auf, dass an der Spitze eines Staates notwendigerweise das Denken in gesellschaftlich linken Kategorien zugunsten einer rechten Integration des Staats- und Volksganzen relativiert werden muss. An der Unvereinbarkeit rein gesellschaftlicher Programmatik mit integrativer Staatspolitik sind meistens diese – das Ganze repräsentierenden Politiker – der Sozialdemokratie an der linksliberalen Basisperspektive ihrer Mitglieder und Fraktionen gescheitert. Dieses ist mehr oder weniger ein allgemeines Phänomen bei allen Parteien des pluralistischen Gesellschaftsstaates rein parteilicher „Mitten“. Heute wird uns schmerzlich bewusst, dass Apels These der reinen gesellschaftlichen Machtorientierung im Zyklus von Wahlen eine totale Beschränkung der Parteien auf die Interessenlage ihrer Klientel erzwingt. Jede notwendige – von einer gemeinschaftlichen Vision – getragene Reform über den gesellschaftlichen Rahmen hinaus, die auch eine dringend notwendige Änderung des politischen Systems der Parteienherrschaft fordert, ist tabu oder wird sogar teilweise dümmlich als „verfassungsfeindlich“ gebrandmarkt. In Apels „Deformierter Demokratie“ werden die faktischen Grenzen dieser pluralistischen Parteienherrschaft aufgezeigt. So sind logischerweise außerhalb dieser von den Besatzungsmächten dem Grundgesetz auferlegten Grenzen die Probleme dieses Parteiensystems seit langem wie Zeitbomben bedrohlich herangewachsen. Ein frühzeitig erkanntes Problem wollte schon Ludwig Erhard mit seiner Forderung nach einer „Formierten Gesellschaft“ entschärfen. Danach sollte der ruinierende, gesellschaftliche Pluralismus in Gestalt der Verteilungsansprüche des Verbände-Staates (Eschenburg) mit einem Hauptnenner des Gemeinsinns beherrscht werden. – Jedoch nichts geschah! – Im Gegenteil, die F.D.P. als ewiger Koalitionspartner der CDU und SPD erklärte opportunistisch im Zuge der 68er Studentenrebellion „Wir schneiden die alten Zöpfe ab“! Damit wurden die bislang noch aus der Adenauerzeit wirksamen Synergien der deutschen Volksstaats-Idee von 1848 zu Grabe getragen. Besonders die Rechtspolitik ihrer Repräsentanten verlor inhaltlich den roten Faden des panliberalen Gedankengutes ihrer Leitfigur Friederich Naumann, der für den Liberalismus die Attribute des Nationalen und Sozialen als unveräußerlich erklärt hatte. Stattdessen wurde der Schüler der „Frankfurter Schule für Sozialforschung“ Ralf Dahrendorf zur neuen Leitfigur einer F.D.P., welcher diese Attribute zugunsten einer extremistischen Liberalismus-Ideologie nach US-Vorbild opferte. Damit setzte sich in der Bundesrepublik Deutschland ein massengesellschaftlicher Individualismus durch, der nun von Technokraten – als neue Elite – beherrscht, eine egoistische Lebensführung ihrer zu reinen Erwerbs- und Konsumbürgern degenerierten Individuen in einer entsprechenden Konfliktgesellschaft erzwang. Wieder siegte ideologisch wie in der Weimarer Republik das Einzelne über das Ganze! Denn dieser extreme Liberalismus hatte die semantische Nazithese „Du bist Nichts, dein Volk ist Alles“ auf der Grundlage einer faktisch weiter bestehenden industriellen Massengesellschaft mit ihrem unveränderten Paradigma einer technokratischen Herrschaft über die zu beherrschende Lebenswelt nur individualistisch umgekehrt. (Ralf Dahrendorf) Es hieß nun: „Du bist Alles, dein Volk ist Nichts“. So wurde Hegels Forderung mit einem evolutionären Denken das Ganze einer Synthese dann anzustreben, wenn ideologische Thesen sich gegenseitig ausschließend widersprechen, aus der europäischen Denkwelt gelöscht.
Der negative Leitgedanken „Das Ganze ist das Unwahre“ hatte sich damit nach 1968 mit einer linksliberalen Denkstruktur zu lasten unserer Lebenswelt wieder beherrschend durchgesetzt. Es war mit diesem Thesenaustausch keine eigentliche Befreiung der Deutschen von den Denkstrukturen einer sich gegenseitig ausschließenden Rechts- Links Dialektik eingetreten, die das Scheitern der Weimarer Republik verursacht hatte! Denn mit der seit 1968 einsetzenden Verfassungswirklichkeit wurde wieder eine linksliberal orientierte „Instrumentalisierte Vernunft“ wirksam, die den vergesellschafteten Deutschen medienweit direkt und indirekt einer lähmende Schuldkultur (Hans Olaf Henkel) unterwarf. Eine antideutsche Grundstimmung erzeugte eine Selbstentfremdung der Deutschen, welche das „Wir“ in der politischen Kommunikation mieden, wenn sie die Deutschen meinten. Die Synergien und der Zusammenhalt des deutschen Staatsvolkes sind an dieser umkehrenden Semantik weitgehend erloschen.
Der folgende Themenkomplex behandelt dann im Zweiten Buch die Folgen einer Dekonstruktion der humanistischen Denkwelt im Zuge der linksliberal sich verbreitenden Denkweisen einer „Kritischen Theorie“, die mit ihrer Negativen Dialektik der „Stadt gegen das Land“ in einer Unvollendeten Moderne geendet ist!
Diese Tatsache projiziert sich heute ganz besonders auf die heranwachsende Jugend, die den fehlenden inhaltlichen Eros einer Demokratie ohne Gemeinschaftsfundament teilweise in selbst zerstörerischen Exzessen widerspiegelt. Eine kulturelle Vermittlung von Gemeinschaftswerten kann aufgrund technokratischer Gesellschaftsverhältnisse besatzungsspezifischen Ursprungs (föderale Zwangsjacke einer kleinstaatlichen Bildungspolitik) weder in den Familien noch in den Schulen überzeugend an die neuen Generationen herangetragen werden. Es regiert hier in der „Jugendkultur“ teilweise ein chaotischer Nihilismus massenhafter Verweigerung, wo in Ermangelung familiärer Einflüsse durch die massengesellschaftliche Arbeitswelt vor allem die Erziehung auf der Strecke geblieben ist. Das war weder die Absicht unserer Verfassungsväter, noch zielt der Auftrag unseres Grundgesetzes auf eine restaurative „Wiederherstellung Weimarer Verhältnisse“ ab, die uns faktisch ein neues „Psychoanalytisches Versailles“ beschert, mit dem wir uns den Ast absägen, auf dem „Wir“ alle sitzen. Auch diese Apartheid zwischen Jung und Alt kann nur ein überparteilich praktizierter Patriotismus überwinden, mit dem es eine entsprechende politische Klasse gelingt, im Zuge eines zukunftsorientierten Denkens auch die Jugend mitzunehmen.



Bild Stadtarchiv Frankfurt Main

Theodor W. Adorno mit seiner „Dialektik der Aufklärung“ aber auch der „Negativen Dialektik“ als „spiritus rector“ der Kritischen Theorie. Genie einer Dekonstruktion der „eigentlich“ humanistischen Denkwelt der Deutschen im Sinne der westlichen Besatzungsmächte

Damit war Adornos widersprüchliche Denkwelt dargestellt in seiner „Negativen Dialektik“ auf der Ebene rationaler Gesellschaftlichkeit mit identitätslosen Individuen etwa mit Beginn des Jahres 1968 weitgehend realisiert! Die gescheiterte integrationsunfähige Weimarer Republik war nun auch inhaltlich wieder hergestellt. Die jetzt herrschende abstrakte Denkwelt schuf zwangsläufig eine verabsolutierte Parteilichkeit der Einzelinteressen. Jeder wurde selbstverwirklicht sein eigener Widerspruch. Das zusammenführende Ganze unserer kulturellen Lebenswelt verfiel dem ausschließenden Denkdiktat zum Opfer, mit dem das „Ganze zum Unwahren“ erklärt wurde. Adorno als eigentlicher Kopf der „Frankfurter Schule für Sozialforschung“ gelang es damit im Sinne der Besatzungsmächte seinen ursprünglich gegen die massengesellschaftlichen Systeme der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gerichtete Argumentation inhaltlich umgekehrt nun gegen uns zu richten. Jetzt sollte nach seiner Rückkehr aus der USA auch bei uns der Weg in eine individualistische Massengesellschaft – seine kritisierte „Verwaltete Welt“ – durch eine systematische Negierung besonders der deutschen Denkwelt – insbesondere Hegels „Ganzes als das Wahre“ – möglich werden. Das aber machte den in seiner „Dialektik der Aufklärung“ geschilderten „Aufklärungsbetrug“ einer rationalen List deutlich, mit der nun auch Adorno in gleicher Weise versuchte, die im Zweiten Weltkrieg gescheiterten cartesianischen Ideologien einer radikalisierten Aufklärung mit der im Gegensatz hierzu stehenden humanistischen Denkwelt der Deutschen zu identifizieren. Nicht die Naziideologie als massengesellschaftliches Phänomen der Stadt stand damit im Focus seiner negierenden Kritik sondern die geschichtliche Dimension einer aus dem Land hervorgehenden humanistischen Denkwelt. In seinem „Jargon der Eigentlichkeit“[2] versucht sein uneigentlicher Jargon der Stadt sich an der seinsphilosophischen Denkweise eines Martin Heideggers abzuarbeiten. Die Negative Dialektik zwischen Stadt und Land schuf ihre spezifischen Jargons ohne das Problem zu lösen!
Fazit: Mit diesem über die Epigonen „Der kritischen Theorie“ sich fortsetzenden Denkdiktat des abstrakt Rationalen über das konkrete Substanzielle werden gesellschaftliche Widersprüche nicht mehr von der aufhebenden Natur unserer kulturellen Lebenswelt überwunden. Es war also eine dekonstruktive Methode, die der westlichen Besatzungsmaxime folgte, welche sich nicht in erster Linie gegen die jakobineschen Denkstrukturen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft richtete, sondern gegen die hierzu eigentlich im Gegensatz stehende Denkwelt deutscher Humanisten. Die Auflösung des preußischen Staates durch die Westalliierten machte diese Tatsache deutlich. Jetzt war damit der Leitgedanke Winston Churchills psychologisch und auch intellektuell manifest geworden: „Wir kämpfen nicht gegen den Nationalsozialismus sondern gegen das Deutsche Reich!“.
Das auf diese Weise vergesellschaftete Deutsche Volk musste aufgrund seiner wachsenden Selbstentfremdung nun sozial mit immer neuen Schulden ruhig gestellt werden. Mit der ab 1968 einsetzenden Vergesellschaftung der Westdeutschen verlor die Bundesrepublik außerdem zunehmend nicht nur ihre Integrationskraft und sondern auch ihre deutsche Identität. Bundespräsident Rau sprach später nur noch von den „Menschen“ in unserem Lande. Weder die Ostdeutschen noch integrationswillige Ausländer konnten und können daher von einem in der Bundesrepublik zur Sozial-Bevölkerung degradierten Kulturvolk integriert werden. Die rein gesellschaftliche „Integration“ wurde zur Lebenslüge. Die sich nun offen mit „Zentralräten“ repräsentierenden fremden und integrationsfeindlichen Ausländeranteile (siehe Erklärung des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan vor seinen Landsleuten in Köln) haben inzwischen den Charakter einer neuen Besatzungsmacht angenommen. Sie stellen im Gegensatz zu den integrationsfähigen und -willigen Ausländern den deutschen Selbstbehauptungswillen der Kulturhoheit auf die Dauer total infrage. Es droht uns ein Kulturkampf (Huntington) mit dem ideologisierten Islamismus, der eine fremde Rechts- und Lebensordnung universell auch bei uns zur Geltung bringen will. Besonders die neuen Generationen der Deutschen stehen deshalb heute vor dieser fundamentalen Kulturrevolution, die unserer Lebenswelt ihre Selbsterzeugungskraft emanzipatorisch zurückerobern muss. Wir müssen uns wieder zu einer souveränen Kulturnation emanzipieren, wenn wir in der Welt von morgen bestehen wollen.
Dieses nationale Grundproblem spiegelt auch analog zu unserer linksliberalen Paralyse die derzeitige chaotische Weltunordnung wider, in der das Einzelne das Ganze mit militärischer Macht und marktradikalen Methoden (Milton Friedmann) gleichschaltend zu beherrschen sucht. Der Dualismus von Menschen- und Völkerrecht der weitgehend entmachteten UNO ist im Sinne des auch uns beherrschenden einseitig codierten US-Liberalismus suspendiert worden. Mit dieser individualistischen Freiheitsidee, die in der US-Verfassung das Glück des Einzelnen anstrebt, wurde faktisch der calvinistische Kommunitarismus christlicher Sekten zum codierten System einer Gesellschaft, die in dem grenzenlosen Großraum der USA zu immer neuen Grenzen individualistischer Selbstverwirklichung strebt. Sie traf hierbei zunächst nur auf innere „Feinde“ (Indianer) und verfiel hierbei dem anmaßenden Glauben, dass dieses Amerika die gleichschaltende Norm für die übrige Welt sei. Mit der Abkehr von Europa verschwand damit auch in der amerikanischen Gesellschaft das Verständnis für den kulturellen Dualismus zwischen Um- und Innenwelt, der in der Verwurzelung europäischer Kulturvölker mit ihren geschichtlichen Territorien eine entsprechende Freiheitsidee besonders im demokratischen Staat entstehen ließ. Dieser duale Staatsgedanke (das Europa der Vaterländer von Charles de Gaulle) vermochte bislang die einseitig codierten Dienstleistungssysteme – wie Ökonomie, Administration, Kapital usw. – in seiner sozialen Gesellschaftsordnung dienstleistend an sich zu koppeln. Das aber widerspricht der Individualistischen Freiheitsidee, die dem Einzelnen das Recht gibt, diese Systeme eigengesetzlich unkontrolliert – auch gegen das Ganze der Systemischen Lebenswelt – zum eigenen Vorteil (Glücksversprechen) einzusetzen. Eine technokratische Eigengesetzlichkeit wuchernder gesellschaftlicher „Karzinome“ – zum Beispiel die Geldschöpfung des globalen Kapitalismus zulasten der Wertschöpfung nationaler Ökonomien der Völkerwelt – ist die Folge dieser ideologischen Freiheitsidee einer „Angewandten Aufklärung“ wie sie uns von Ralf Dahrendorf [3] als Leitbild nahe gebracht worden ist! Ihre „Sinn“ Ignoranz der komplexen Systeme unserer realen Weltordnung durch einen universalistischen US-Konstruk-tivismus gleichschaltender Herrschaft über die Systeme unsere naturwüchsige Lebenswelt hat uns die empirische Systemtheorie von Niklas Luhmann bewusst gemacht. Wird das Menschenrecht codiert über das Völkerrecht gestellt, wird in der politischen und ökonomischen Praxis die globale Systemordnung auf den Kopf gestellt. Wir fallen aus der kulturellen Sphäre einer naturwüchsigen Lebensordnung in die technokratische Totalität einer gesellschaftlichen Entfremdung, wie sie David Riesmann[4] uns am Beispiel der US-amerikanischen Gesellschaft geschildert hat. Deshalb stehen wir auch global vor einem notwendigen Paradigmenwechsel des Welt- und Menschenbildes. So wird unser Denken immer noch von konstruktivistischen Vorurteilen (cogito ergo sum) einer rationalistischen Aufklärung technokratischer Beherrschung unserer Lebenswelt bestimmt (res extensa)! Als codierte Ideologien (Liberalismus, Sozialismus, NS- Faschismus) sind sie Ausdruck eines rationalistisch gespaltenen Bewusstsein, mit dem der Mensch sich einerseits gegenüber der Natur als Herrscher[5] versteht, andererseits als reales Naturwesen sich mit diesem atavistischen Irrtum ständig selbst existenziell gefährdet.
Der anschließende Themenkomplex widmet sich im Dritten Buch der im Sozialstaat schon scheiternden marxistischen Negation des Kapitalismus durch eine linke Umkehrung der bürgerlichen Gesellschaft.
Es war Karl Marx, der mit seiner ursprünglichen Idee als Junghegelianer die Bewusstseinsspaltung von Materialismus und Idealismus mit einem Naturalismus aufheben wollte, um mit diesem ein ungespaltenes Denken zu begründen. Dann aber hat er später in seiner Antwort auf die materialistischen Thesen Feuerbachs[6] gefordert, die Naturwüchsigkeit der systemischen Lebensordnung als vermeintlicher Ausdruck der Bürgerlichen Gesellschaft im Kommunismus abzuschaffen! Die Bürgerliche Gesellschaft aber war in Wirklichkeit mit ihrer kapitalistischen Ethik (Max Weber) längst auf dem gleichen Wege technokratischer Naturbeherrschung. Ein katastrophaler Irrtum, der den Sozialismus mit der negierenden Konstruktion eines „Historischen Materialismus“ (Klassenkampf) nur zu einer kollektiven Umkehrung der Bürgerlichen Gesellschaft verführt hat. Das Ergebnis war die nur negierte Bürgerliche Gesellschaft in Gestalt eines umgekehrten Proletarischen Kapitalismus.
Dagegen hat nun die empirische Wahrnehmung der realen naturwüchsigen Systemarchitektur unserer globalen Völker- und Lebenswelt eine Abklärung der Aufklärung eingeleitet. Sie geht umgekehrt mit „Sinn“ gegenüber dem komplexen Ganzen des globalen Netzwerkes eines Systems der Völkerwelt aus, das mosaikartig bislang global an ihre ökologischen Nischen symbiotisch gebunden war. Die vom dialektischen Dualismus ihrer Umwelt-Innenwelt Beziehung naturwüchsig geprägten Systeme der Kulturvölker verlieren jedoch immer mehr zugunsten ihrer bislang gekoppelten Dienstleistungssysteme (z.B. Ökonomie, Geldwirtschaft) ihre duale Selbsterzeugungskraft als eigenständige sich selbst erzeugende Systeme. Sie degenerieren – wie bereits erwähnt – umgekehrt zu rein gesellschaftlichen Systemen nach dem Muster der US-Gesellschaft, die ihre soziale Codierung als dem Kapital untergeordnetes System einseitiger Menschenrechte universell zur Geltung bringen will. Unter diesen imperialen Systembedingungen verlieren die Völker ihren Status als souveräne Kulturnationen demokratischer Selbsterzeugung und Selbstbestimmung. Sie degenerieren zu manipulierbaren Massengesellschaften in der neuen Umwelt einer sich global entwickelnden technokratischen Zivilisation. Die untergegangene Sowjetunion stellte mit ihrem gleichschaltenden Imperialismus für das System der Völkerwelt eine zeitlang diese Bedrohung dar. Inwieweit das einseitig menschenrechtliche US-System vom codierten Wahn seiner liberalen Gleichschaltung sich befreien kann, wird bei diesem eine zunehmende Achtung des Völkerrechtes auch in der zukünftigen Gestaltung der Weltordnung offenbaren. Aber auch uns Europäern droht inzwischen eine technokratisch codierte Gleichschaltung der europäischen Kulturvölker, die den Eros des Freiheitlichen Systems eines Europas der Vaterländer (Charles de Gaulle) durch die technokratische Bevormundung der Völker Europas immer mehr vermissen lässt. Europa verliert damit seine Chance, ein Modell für die zukünftige Weltordnung abzugeben, mit dem die Völkerwelt schrittweise zu ihren ökologischen Wurzeln kultureller Um- und Innenwelt Beziehung zurückkehren kann. In erschreckender Weise wird nun deutlich dass, die technokratische Bekämpfung der Symptome (Klimaschutz) unserer sichtbar und spürbar gewordenen Weltkrise diese in ihrer Komplexität noch mehr verschärft. Ein Klimaschutz mit nachwachsenden Rohstoffen für die Mobilität der Weltzivilisation mit dem Ziel diese vom CO2-Ausstoß zu befreien, ist kontraproduktiv. Sie ist mit der wuchernden Plantagenwirtschaft vernichteter Kleinbauern-Strukturen und schwindender Regenwälder verbunden (siehe Brasilien und Indonesien), deren entwurzelte Menschen inzwischen die Stadtränder von Megastädten bevölkern. Wobei hiermit nur ein widersprüchlicher Kausalkomplex von vielen genannt worden ist, der von einer chaotischen Weltzivilisation mit ungebremstem Bevölkerungswachstums dem ökonomischen Code der alten liberalistischen Weltwirtschaft aufgezwungen wird. Denn das Wachstum der Weltbevölkerung und der Weltzivilisation hat jetzt die Entropie der Erde (Wärmetod) scheinbar wieder in Richtung einer urzeitlichen Höhe anwachsen lassen. Naturkatastrophen werden alltäglich. Es ist das deutlich sichtbare Signal einer längst notwendigen Änderung der Weltordnung, die schon vor Jahrzehnten der „Club of Rome“ angesichts sichtbarer Zerstörung der Lebensräume und Ausbeutung der Ressourcen unserer Erde mit der Parole „Ende des Wachstums“ gefordert hatte. Wirtschaftliches Wachstum wäre dann vom Gleichgewicht der Reproduktion aller Ressourcen zur Produktion gekennzeichnet, womit gleichzeitig auf diese Weise das krebsartige Wachstum der nicht mehr zu ihren ökologischen Nischen rückgekoppelten Weltbevölkerung – als eigentliche Ursache der Lebenskrise unserer Erde – drakonisch im Weltmaßstab zu beenden ist.
Der abschließende Themenkomplex im Vierten Buch will beim Leser die Aufmerksamkeit auf jene „Abklärung der Aufklärung“ richten, die eine Änderung des Denkens und Verhaltens aufgrund der materialistischen Weltkrise mit ungeregelten Wachstum seit langem von uns fordert.
Auf diese Aufgabe einer symbiotischen Welt- und Lebensordnung hatte schon Frederic Vester in seinem Buchbeitrag „Neuland des Denkens“ in den siebziger Jahren hingewiesen. Damit ist jener Negative Leitgedanken entlarvt worden, der das Ganze zum Unwahren erklärt hatte. Konkret heißt das: Die gescheiterte alte Aufklärung in der die cartesianisch gespaltene Denkwelt des – cogito ergo sum – sich negierend über das naturwüchsige Ganze der – res extensa technokratisch erhoben hat, muss im Zuge des systemischen Denkens mit einer Symbiose überwunden werden. Sie folgt heute aus der evolutionären Gedankenwelt der Lebenswissenschaften gleich einer „Abklärung der Aufklärung“.
Eine sich durchsetzende Systemische Weltordnung der Völkerwelt konstituiert sich dagegen als Ganzes durch die Solidarische Einheit des Dualismus von Menschen- und Völkerrecht. Das Menschenrecht heute noch über das Völkerrecht zu stellen, eröffnet wieder einem anthropozentrischen Denken den Irrweg, das ideologisch konstruierte „Einzelne“ universalistisch gegen das evolutionäre „Ganze“ der realen Systeme unserer Lebenswelt zu stellen. Die katastrophalen Folgen rationalistischer Ideologien dieser radikalisierten Aufklärung des zwanzigsten Jahrhunderts erteilten uns mit ihren Heils versprechenden Gleichschaltungsideen ganz besonders diese Lehre. Denn schon der ideologisierte Nationalismus einer Nation hatte nicht nur negierend die systemische Vielfalt der Völkerwelt bedroht, sondern sich als imperialistisches „Einzelnes“ zuletzt in der eindimensionalen Logik Negativen Denkens selbst negiert. In gleicher Weise musste der Sozialismus scheitern, der nun seinerseits mit der Klassenherrschaft das soziale Einzelne negierend über die Vielfalt des sozialen Ganzen der naturwüchsigen Lebenswelt des Volkes und der Völkerwelt stellte. Auch bei ihm verbiss sich sprichwörtlich die negierende Katze auf der Ebene fehlender Synthese zuletzt in den Schwanz nihilistischer Stagnation. Wer seine Negation nicht negiert, wird zuletzt selbst negiert. Das ist das Gesetz der Negativen Dialektik! Und das, obwohl der technokratische Sozialismus des Leninismus-Marxismus im „Tschechoslowakischen Frühling“ eine letzte Chance hatte, zur naturwüchsigen Sozialordnung des Systems der Völkerwelt zurückzukehren, zeigte sich hier das unbelehrbare Erbe Lenins als russisches Verhängnis.[7] Als Dogma des historischen Materialismus sah er in der Negation der bürgerlichen Gesellschaft ein evolutionäres Gesetz, das schon in der konträren Diskussion mit Alexander Bogdanow in Lenins Züricher Exil in Zweifel gezogen wurde. Bogdanow hatte mit der empirischen Erkenntnistheorie eines Ernst Mach, die Zwangsläufigkeit zum Kommunismus im evolutionären Fluss der Geschichte als gesellschaftliche Endlösung in Zweifel gezogen. In der 68ziger Studentenrevolte zeigte sich bei Rudi Dutschke und Rudolf Bahro in ihrem Konzept einer „Reise nach Innen“ die Erkenntnis, dass die materialistische „Reise nach Außen“ eine tödliche Entwurzelung der Menschheit zur Folge hat. Heute erleben wir dieses Begräbnis in den Städten der westlichen Zivilisation.
Vermutlich verstehen wir erst heute im Abstand zur Katastrophe des Zweiten Weltkrieges den „eigentlichen“ hegelschen „Sinn“ der versöhnenden Aufhebung von negierenden ideologischen Gegensätzen, die sich in seiner so genannten „Negation der Negation“[8] zu einer Synthese auf der Ebene eines neuen Denkens vollziehen soll. Da wir erst jetzt aus diesem geschichtlichen „Rathaus“ heraus kommen, erscheint uns nun die hegelsche Synthese aber nicht mehr allein als eine Aufhebung gegensätzlicher Thesen durch eine neue These zu sein. Wir müssen sie jetzt im Zuge systemischen Denkens als eine sich vollziehende Wandlung der Negation in eine versöhnende Affirmation sich vormals mit einem „Anti“ bekämpfender Thesen begreifen. Doch auch der vormaterialistische Junghegelianer Karl Marx erkannte in seiner Deutschen Ideologie, dass eine negierende Umkehrung bei fortbestehender Negation auf der Ebene des alten dialektischen Denkens: „die alte Scheiße nur wiederherstellt“. Wir erleben heute diese marxsche Erkenntnis in den Umkehrungen des Antifaschismus bis hin zum Antirassismus als neues Verhängnis eines europäischen Teufelskreises von „Wiederherstellungen“. Denn das archaische Denken in den Strukturen eines seit der Aufklärung gespaltenen Weltbildes, das die naturwüchsigen Strukturen der Lebenswelt materialistisch zu beherrschen sucht, war und ist bei den doktrinären Marxisten und Neomarxisten bis heute ebenso noch vorherrschend wie im kapitalistischen Liberalismus mit seiner gleichschaltenden US-amerikanischen Weltidee. Diesem – aus der falsch verstandenen Idee der „Rechts-Gleichheit“ – abgeleiteten Irrtum einer Gleichschaltung der Vielfalt steht heute die Denkschule der empirischen Systemtheorie entgegen, welche die realen soziologischen Systeme unserer Lebenswelt als notwendige Vielfalt in der Einheit eines systemischen Ganzen ohne Gleichschaltung begreift. Es ist der Eros einer freien Völkerwelt zukünftiger Weltordnung, dem dieser Buchbeitrag gerecht zu werden versucht.


Schlussbemerkung: Dieser Buchbeitrag enthält vier Buchteile, die das gleiche Thema im jeweiligen Focus


1-    unserer Unvollendeten Republik gemäß Artikel 146
2-    der Kritischen Theorie als versuchte Dekonstruktion der Humanistischen Denkwelt in der Nachkriegs-Moderne
3-    des pluralistischen Sozialstaats als Sisyphosprojekt des kapitalistisch oder sozialistisch entmachteten Volkes
4-    einer notwendigen Abklärung der unaufgeklärten Aufklärung als „Dritten Weg“ der Befreiung unserer evolutionär         geregelten Lebenswelt behandeln.
Hieraus erklären sich die thematischen Schnittmengen in den vier Buchteilen!




[1]      Vgl.: Hans Apel: „Die deformierte Demokratie“; dva

[2]      Vgl. Theodor Adorno: „Der Jargon der Eigentlichkeit“ Suhrkamp

[3]      Vgl.: Ralf Dahrendorf: „Die angewandte Aufklärung“ Fischer

[4]     Vgl.: David Riesmann: „Die Einsame Masse“; Rowohlt

[5]     Siehe: Odysseus Gleichnis von Adorno in „Dialektik der Aufklärung“; Fischer

[6]     Vgl.: Karl Marx: „Die Deutsche Ideologie“; MEW

[7]      siehe Lenin: „Materialismus und Empiriokritizismus“; Peking

[8]      siehe auch Friederich Engels: „Antidühring“; die Problematik der hegelschen „Negation der Negation“ Seite 157 bis Seite                161; MEW

 

 




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